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Mittwoch, 27. Februar 2013

Die Linde


Bild: Leo Michels
Die Linde gehört zur Familie der Lindengewächse. Ein weiterer Name ist Leinbaum. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli.

Als Heilwirkungen werden ihr zugeschrieben: sie ist schweißtreibend, schleimlösend, fiebersenkend, immunisierend, krampfstillend, entspannend, beruhigend.

Die Blumensprache sagt: (Blüte) "Ruhe sanft, träume süß und denk an mich."

Die Linde ist ein Symbol für eheliche Liebe, Zärtlichkeit, Sehnsucht, Verlöbnis, Güte, Gastfreundschaft, Gerechtigkeit, Heimat.

Die Linde. (von Charlotte de Latour alias Louise Cortambert)

Eheliche Liebe.
Bild: Leo Michels
Baucis wurde in eine Linde verwandelt. Der Lindenbaum ist daher das Sinnbild der ehelichen Liebe. Wenn man die Bäume, Pflanzen, Blumen und Kräuter näher betrachtet, welche in den Mythen des Alterthums eine allegorische Deutung erhalten haben, so muß man den Scharfsinn bewundern, mit welchem sie die Eigenthümlichkeiten dieser Gewächse dazu benutzt haben, um die ausgezeichneten Eigenschaften derjenigen bildlich anzudeuten, die in die erstern, der Sage nach, verwandelt worden sind.

Schönheit, Liebreiz, Einfachheit, Sanftmuth, und unschuldiger Schmuck sind zu allen Zeiten die Eigenschaften und Vollkommenheiten einer zärtlichen Gattin gewesen. Alle diese Eigenschaften findet man auch an der Linde. Sie bedeckt sich jeden Frühling mit lieblichem Grün, sie verbreitet sanfte Wohlgerüche, sie spendet den jungen Bienen in ihren Blüthen den süßesten Honig, und den Frauen biegsame Zweige, woraus sie oft kunstreiche Arbeiten verfertigen.

Alles gewährt Nutzen an diesem schönen Baum. Man preßt aus seinen Blüthen ein lieblichduftendes Wasser, aus seiner weichen Rinde macht man Matten, Seile und Hüthe. Wie melodisch rauschen seine schönen Blätter, wenn sie erst frisch ausgeschlafen sind, bewegt vom Hauche des Windes!

Bild: Leo Michels
Diese junge Blätter scheinen aus einen feinern schimmernden, und geschmeidigen Stoff gemacht zu seyn, als die Seide, in dem Glanz sie strahlen. Man wird es nicht müde, die breiten schattigen Wölbungen der Linde zu betrachten; immer möchte man unter ihrem Schirme ruhen, ihr leises Murmeln belauschen, ihre aromatischen Düfte einathmen.

Der stolze Kastanienbaum, die schlanke Akazie haben der Linde ihr Vorrecht, öffentliche Plätze und Spaziergänge zu verschönern, zwar streitig machen wollen, aber sie werden sie nie ganz verdrängen. Sie wird der Schmuck der Gärten, der Vorplätze vor den Lustschlössern der Reichen bleiben, eine Wohlthäterin für den Armen, den sie wärmt, und dem sie ihr Holz zu Geräthschaften und selbst zu Schuhen liefert.

Im Sommer kühlet sie den, der in Sonnengluth
verschmachtend, unterm Schutz der breiten Zweige ruht.
Und den Erstarrten wärmt, deckt Schnee und Eis die Erde,
Ihr Holz, das Feuer sprüht Im Ofen, auf dem Herde.

Bei ihrem Anblick mag sich jede Gattin stets an Baucis erinnern, das Muster ehelicher Liebe, treuer und anspruchloser Genügsamkeit.

Baucis verwandelte linst Zeus In eine Linde,
Philemon schuf er um in einen Eichenbaum,
Damit dies treue Paar, vereint auf engem Raum,
Mit seinen Wurzeln sich noch liebevoll umwinde.
In ihrem Schatten ruh' ein gleichgesinntes Paar,
Das in des Erdenlebens Blüthenstunden
Schuldlose Lieb' an Hymens Traualtar
Mit Myrthenketten fest verbunden,
Und schwelge noch an seines Lebens Ziel,
In seiner Jugend seeligstem Gefühl,
Sind auch der Jahre viel' ihm längst verschwunden.
(Quelle: Charlotte de Latour: "Die Blumensprache oder Symbolik des Pflanzenreichs")

Die Geschichte um Baucis und Philemon auf Wikipedia.

Ein bekanntes Volkslied behandelt den Lindenbaum

Der Lindenbaum
Wilhelm Müller, 1822 (1794-1827)

Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum
Ich träumt in seinem Schatten
So manchen süßen Traum
Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebes Wort
Es zog in Freud und Leide
|: Zu ihm mich immer fort :|

Ich mußt auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht
Und seine Zweige rauschten
Als riefen sie mir zu:
"Komm her zu mir, Geselle
|: Hier findst du deine Ruh :|

Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht
Der Hut flog mir vom Kopfe
Ich wendete mich nicht
Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von diesem Ort
Und immer hör ich's rauschen:
 |: "Du fändest Ruhe dort :|

Gedichte

Bei einer Linde

Seh ich dich wieder, du geliebter Baum,
In dessen junge Triebe
Ich einst in jenes Frühlings schönstem Traum
Den Namen schnitt von meiner ersten Liebe?

Wie anders ist seitdem der Äste Bug,
Verwachsen und verschwunden
Im härtren Stamm der vielgeliebte Zug,
Wie ihre Liebe und die schönen Stunden!

Auch ich seitdem wuchs stille fort, wie du,
Und nichts an mir wollt weilen,
Doch meine Wunde wuchs - und wuchs nicht zu,
Und wird wohl niemals mehr hienieden heilen.

(Joseph Freiherr von Eichendorff)

Heidekraut

Bild: Leo Michels
Das Heidekraut gehört zur Familie der Heidekrautgewächse. 

Man nennt es auch Erika, Blutglöckchen, Besenheide, Brandheide, Brauttreue. Die Blütezeit ist von Juni bis Oktober. 

Dem Heidekraut wird als Heilwirkung zugeschrieben: es soll harntreibend, blutreinigend, desinfizierend, stoffwechelfördernd, entzündungshemmend, schmerzstillend, beruhigend und herzstärkend wirken.

In der Symbolik bedeutet Heidekraut Tod, Kargheit, Leere, Trauer, Verdammnis.

Die Blumensprache sagt: "Ich liebe die Einsamkeit."
Oder: "Besuche mich in meiner Einsamkeit."



Charlotte de Latour über das Heidekraut

Haidekraut. Einsamkeit. 

Bild: Leo Michels
Auf den Wiesen stehen Blumen, auf den Feldern keimen Saaten empor, auf den Hügeln sieht man grüne Weinranken und auf den Gebirgen dunkle Wälder. O ihr glücklichen Landbewohner! Ihr könnt Euch auf dem grünen Teppich der Wiesen an kunstlosen Tänzen erfreuen, ihr bekränzt Euch mit den Kornähren der Ceres, ihr labt Euch an den Gaben des Bacchus und Ihr ruht in den Schatten der Wälder. Ihr könnt es, denn alles gewährt dem glücklichen Genuß.

Von der Schwermuth geleitet, will ich meine Schritte nach jenem entlegenen Orte richten, den das unbeachtete Haidekraut, die Einsamkeit liebend, dem Fleiße des Menschen streitig macht. Hier, ruhend unter den Schatten eines kleinen Gesträuchs, will ich mich ernsten Betrachtungen überlassen, und bald werden von allen Seiten Unglückliche, Leidende, Gebeugte, wie ich, mich umgeben.

Das Rebhuhn, seiner jungen Brut beraubt, aus seinem Gebüsche verscheucht; die Hündin, verfolgt von Hunden, der Haase, aufgescheucht von ihrem Gebelle, und das scheue Kaninchen, das anfänglich vor meinem Anblick zurückschaudern wird. Bald werden sie aber alle mit mir und meinen Thränen vertraut seyn, sie werden sich an meinen Anblick gewöhnen und vielleicht zu meinen Füßen Schutz vor den Verfolgungen der Menschen suchen!

Auch Ihr umschwärmet mich, arbeitsame Bienen! Wenn ich einen Zweig des Haidekrautes in meinem einsamen Gebiete pflücke, so kommt ihr wohl gar summend zu meiner Hand, um den Honig dort einzusaugen, den ihr einsammelt. Ach! nicht für Euch selbst, nur für Andre! Und ihr, muntern Haselhühner, mit den kreischenden Stimmen! Ihr werdet für mich und Euch die Zeit messen, die dahin flieht, und in dieser Oede keine Spur, aber auch keine Reue zurückläßt.

Süße Tauben, zärtliche Nachtigallen! Euer Girren und Eure Seufzer sind für die Wohlgerüche duftenden Lustwälder gemacht. Aber ich werde mich nicht mehr in ihren Schatten freundlichen Träumen überlassen. Die rauhe Stimme des Bewohners dieser Wüste macht mich schüchtern und erstarren. Für mich hat sie einen geheimen Reiz. Bei'm ersten Strahl des Mondes wird diese traurige Stimme durch die Luft tönen. Der König dieser Einsamkeit, der Uhu, wird den hohlen Stamm einer Jahrhundert alten Eiche verlassen, und sich auf einen Zweig schwingen, der seinen Thron von Moos verbirgt; seine Stimme erschreckt die furchtsame Geliebte, die ängstlich die Stunden der Abwesenheit zählt; die Mutter, wachend am Bette ihres einzigen Kindes, das im Fieberschauer liegt, erfüllt sie mit schrecklichen Ahnungen; aber sie tröstet auch den Unglücklichen, dem Alles, was ihm hienieden lieb und theuer war, das finstre Grab verschlungen hat. —

Oft erweckten Dich, schwermüthiger Young! dieser schauervollen Töne, um Dich an Tod und Unsterblichkeit zu erinnern; oft weckten sie auch mich, und wenn sie mich auch nicht, wie Dich, zu erhabenen Gesängen begeistern, so erinnern sie mich doch an die Nichtigkeit der gehaltlosen Freuden einer verderbten Welt und flößen mir Liebe zur Einsamkeit ein.

Im milden bunten Weltgewühle,
Das unbefriedigt nur zerstreut, erschlafft
Zur Uebung ernster Pflicht die Kraft,
Ersterben all' die besseren Gefühle
Mir Ruhe, fromme Häuslichkeit;
Nur, von der großen Welt geschieden,
Fern von Verfolgung, Haß und Neid,
Erlangt das stürm'sche Herz den Frieden,
Wo ein Asyl dem Lebensmilden,
Die Freundschaft und die Liebe beut.


Gedichte

Sommer
Hermann Löns (1866-1914)

Über die Heide ziehen Spinneweben
Von Halm zu Halm ihr silberweißes Tuch,
Am Himmelsrande weiße Wölkchen schweben
Und weißes Wollgras wimpelt überm Bruch.

Es glüht die Luft wie ein Maschinenofen,
Kein Menschenleben regt sich weit und breit,
Der Baumpieper nur schmettert seine Strophen
Und hoch im Blau der Mäusebussard schreit.

In rosa Heidekraut den Leib ich strecke,
Das Taschentuch ich auf die Augen breit',
Weit von mir ich die schlaffen Glieder recke
Und dehne mich in süßer Müdigkeit.

O Grabesschlaf, wollüstiges Genießen!
Wenn dieser müde Menschenleib verwest,
Wenn die Atome auseinanderfließen
Und Glied an Glied sich reckend, dehnend löst.

Im Heidekraut
Heinrich Gassert, 1905
Aus der Sammlung Heimatstrauß

Wenn wir Kinder Ziegen hütend
Droben auf dem Hügelhang
Tief im braunen Heidkraut lagen,
War bald ein Gespräch im Gang.

"Über uns, dort wo die Tannen
Rings um alte Steine steh'n,
Sahen längst verstorb‘ne Leute
Geister um den Hügel geh'n."

"Stand vor vielen, vielen Jahren
Hier einmal ein altes Schloß.
Mitternachts zur Geisterstunde
Wiehert oft dort noch ein Roß."

"Auch ein Schatz liegt da begraben,
Neulich suchten sie darnach.
Bis Schlag Zwölfe aus dem Boden
Zischend eine Flamme brach."

"Einmal saß ich selbst dort oben,
Auf den Resten eines Walls.
Plötzlich stand ein Reh daneben,
Hergezaubert jedenfalls."

"Ja, und unsre alte Kirche
Noch aus Klosterzeiten stammt.
Bis auf heut' zwei Klosterfrauen
Sind zum Geistern dort verdammt."

"Habe selbst sie klagen hören
Manche Nacht gar schauderbar
Drüben auf dem Kirchendache,
Wenn's nicht eine Eule war.

"Dann dort unten, wißt's ja alle,
Wo ein Pfahl der Stadt zuweist,
Läuft ein Feldweg schnurgerade,
Den man noch den Rempart heißt."

"Rempart heißt auf gut französisch
Wallgang: und das kommt daher,
Weil man dort vor den Franzosen
Sich verschanzte kreuz und quer."

"Sollen dort begraben liegen
Viel Soldaten. Oft genug
Kommt man noch auf alte Knochen
Jedes Frühjahr mit dem Pflug."

"Als ich kurz erst meinem Paten
Pflügen half am selben Ort,
Bin ich selbst auf was getreten,
Arm' und Beine lagen dort."

"Ho, hoiho, das ist gelogen!"
Scholl's da aus der kleinen Schar.
"Immer wenn du was gesehen,
Ist die Hälfte dran nicht wahr!"

Und da ward ich denn gehauen,
Doch im Scherz nur und zum Spaß.
Denn beim nächsten Haidkrautliegen
Hieß es doch: "Erzähl' uns was!"


Dienstag, 26. Februar 2013

Gedichte über Blumen und Blumensprache

Bild: pixabay

Wie auch schon in einigen anderen Beiträgen, lege ich besonderen Wert darauf, dass hier in meinem Blog hauptsächlich Dichter vorgestellt werden, die zum Einen in der Zeit gewirkt haben, in der die "Blumensprache" eine "Sprache" von großer Bedeutung war und die zum Anderen nicht vielfach im WWW zu finden sind. Es mag sein, dass die Sprache bzw. Ausdrucksweise der damaligen Zeit für uns heute etwas fremd klingt. Vielleicht gerade deshalb und in der heutigen schnelllebigen Zeit, sollte man sich auch ab und zu mit den Dichtern und Denkern der Zeit unserer Vorfahren beschäftigen, denn sie hatten ein ganz anderes Verhältnis zur Natur. Ob das wohl nicht manches Mal auch zum Nachdenken anregt?

Preisgesang auf die Blumensprache. 

Es deuten die Blumen des Herzens Gefühle,
Sie sprechen manch heimliches Wort;
Sie neigen sich traulich am schwankenden Stiele,
Als zöge die Liebe sie fort.
Sie bergen verschämt sich im deckenden Laube,
Als hätte verrathen den Wunsch sie dem Raube.

Sie deuten im leise bezaubernden Bilde
Der Frauen, der Mägdelein Sinn:
Sie deuten das Schöne, die Anmuth, die Milde,
Sie deuten des Lebens Gewinn:
Es hat mit der Knospe, so heimlich verschlungen,
Der Jüngling die Perle der Hoffnung errungen.

Sie weben der Sehnsucht, des Harmes Gedanken
Aus Farben ins duftige Kleid.
Nichts frommen der Trennung gehässige Schranken,
Die Blumen verkünden das Leid.
Was laut nicht der Mund, der bewachte darf sagen,
Das waget die Huld sich in Blumen zu klagen.

Sie winken in lieblich gewundenen Kränzen
Die Freude zum festlichen Kreis,
Wenn flatternd das ringelnde Haar sie umglänzen,
Dem Bachus, der Venus zum Preis;
Denn arm sind der Götter erfreuende Gaben,
Wenn Leyer und Blumen das Herz nicht erlaben.
Pl.

Seine Blumen. 

Tausend der Blumen blüh'n in meinem Garten.
Schon durch des Jennerschnees krystallne Rinde
Drängen sich frühlingahnend des Galanthus
Silberne Glöckchen.

Tief^im Gesträuche schwillt die Anemone,
Rings auf den Beeten glänzt der güldne Krokos.
Heimlich erröthend strömt das blode Veilchen
Köstliche Düfte.

Lockt dich der Schmelz der vielgefärbten Primel?
Freut dich der Silberstaub der Sammtaurikel?
Liebst du vielleicht der liebesiechen Echo
Blendenden Günstling?

Tausend der Blumen funkeln in dem Kranze,
Welcher des Sommers glühn' de Schläfe kühlet,
Lilie du, und Nelk' und du, o Rose,
Cypriens Brautschmuck.

Tausend der Blumen blüh'n in meinem Garten,
Oftmal pflückt' ich die duftigsten, die schönsten;
Barg sie zunächst ans Herz mir, wahrte sorgsam
Tief sie im Busen.

Dir sie zu geben, wenn der Abend wehte,
Dir sie zu reichen, wenn der Abschied schallte,
Daß sie ein leises "Gedenk' mein" dir hauchten,
Schmachtet' und brannt' ich.

Aber mich hielt die Angst, die arme Gabe
Ach, verschmäht zu sehn von der Hochverehrten.
Traurig entwandt ich dir mich, meine Blumen.
Welketen traurig.

Klein und gering ist die Gabe treuer Liebe.
Aber verschmäht zu sehn die arme Gabe,
Knicket des Lebens Blume, stößt den Mordstahl
Tief in das Herz mir.
L. Th. Kosegarten *)


Die Blumenchiffre. 

Eine Eugenia sah' ich, vermählt dem edlen Platanus,
Froh des vertraulichen Schirms, blüheten Blumen umher;
Jegliche anders gefärbt, und jegliche anders gestaltet,
Jegliche anders begabt von der Natur und dem Gott.
Schwermuth duftend entgegen der strahlenden Sonne der Schönheit,
Wendend den ahnenden Blick, schoßte der Heliotrop.
Brennender blüht' und brannte zugleich die schöne Irora.
Stilleren Reizes zunächst senktest du blöde den Blick,
Holde Mimosa. Es hing der gedankenhauchende Diptam
Schweigsam das sinnige Haupt. Göttern und Menschen geliebt,
Funkelt im Schmelz des Rasens die tausendblättrige Bellis.
Ein Schneeglöckchen entsproß keimend dem grünenden Grund.

Schlanke Eugenia, dir, gestützt auf deinem Platanus,
Danket der schimmernde Strauß reinen harmonischen Sinn.
Streb' empor in freudiger Kraft, getränkt von Aurorens
Duftigsten Thränen, von Gäa's kräftigstem Marke genährt.
Spät laß sinken, Geliebte, die liebesäuselnden Blätter.
Spät einst welkend, verstreu' welkend den süßesten Duft.
Schön und bedeutend verwallt der Blum' unschuldiges Leben;
Friedlich durchblüht sie des Seyns freundlich beschlossenen Kreis,
Giebt nach verströmtem Duft und verstreutem Samen dem Aether
Farb' und Geruch, den Stoff ruhig der Tellus zurück. 
L. Th. Kosegarten.*)

Tellus = (lateinisch „Erde“) ist in der römischen Mythologie die Gottheit der mütterlichen Erde.

Gäa, ist in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde und eine der ersten Götter.


Aether steht hier offenbar für "der blaue Himmel"

Bellis = Gänseblümchen


Quelle: "Taschenbuch der Blumensprache oder Deutscher Selam, mit einer Anthologie aus den besten Dichtern zur Charakterisierung der Pflanzen Deutschlands" von J. M. Braun


*) Ludwig Gotthard Kosegarten geb. am 1. Februar 1758 in Grevesmühlen; gest. am 26. Oktober 1818 in Greifswald; war langjähriger und berühmter Pastor der Pfarrkirche Altenkirchen auf Rügen, später Professor an der Universität Greifswald. Er hat sich auch als Dichter einen Namen gemacht. (Quelle: Wikipedia)

Das Mädchen und die Blumen

Das Mädchen und die Blumen. 

Das Mädchen.

Süße Blumen, seyd willkommen
In des Jahres goldner Zeit,
Ach, ihr seyd so spät gekommen,
Und der Sommer ist nicht weit.

Könnt ihr meine Stimme hören,
Könnt ihr meine Blicke sehn?
Sagt mir, welche will mich lehren
Euer leises Wort verstehn?

Sagt mir, welche soll ich wählen
Zur Gespielin in dem Mai?
Welche will mir gern erzählen,
Wo die schöne Heimath sey?



Wähle mich ! mit reinem Kleide
Schmückte mich der Mutter Hand,
Unschuld wurde mein Geschmeide,
Und so bin ich dir verwandt.




Das Veilchen

Wähle mich, ein süß Verlangen
Wohnt in meinem zarten Blau;
Doch es kühlt die warmen Wangen
Freundlich mir der reine Thau.




Die Rose

Wähle^mich, denn treu behüten
Lehr' ich dich durch heil'ge Scham
Deiner Jugend keusche Blüten
Ohne Reue, ohne Gram.



Der Rosmarin. 

Wähle mich, denn hoffend bindet
Mich die junge Braut ins Haar;
Wähle mich, denn hoffend windet
Mich die Trauer um die Bahr.







Das Mädchen.

O ihr Freundlichen, umgeben
Sollt ihr alle meinen Mai,
Sollt mir sagen, was im Leben,
Was im Tod das Schönste sey!

Aloys Schreiber

Quelle: Taschenbuch der Blumensprache von J.M. Braun, Januar 1843
Fotos: Rose, Lilie pixabay, Rosmarin, Veilchen  Leo Michels

Aloys Wilhelm Schreiber, geboren am 12. Oktober 1761 in Bühl (Baden); gestorben am  21. Oktober 1841 in Baden-Baden Oos. Schreiber war Lehrer und Professor der Ästhetik, Hofhistoriker, Schriftsteller und Reisebuchautor.

Montag, 25. Februar 2013

Chrysantheme

Carl Axel Magnus Lindman
[Public domain],
 via Wikimedia Commons
Die Chrysantheme, auch Goldblume oder Garten-Wucherblume genannt,  ist ein Symbol für langes Leben, Heiterkeit unter schwierigen Bedingungen, zurückgezogenes Leben, Totengedenken,, Liebe über den Tod hinaus.

Die Blumensprache sagt: "Lass mich einen Blick in meine Zukunft werfen."

Die Chrysantheme ist ursprünglich in Sizilien und auf der Insel Candia einheimisch; sie ist einjährig, hat einen aufrechten, ästigen, 2 - 3 Fuß hohen Stängel, mit gefiederten, eingeschnittenen Blättern und gelben oder blaßgelben (selten fast weißen), einfachen, oder gefüllten Strahlenblumen , mit welchen sie vom Juli bis in den September geschmückt ist.

Die purpurrote Wucherblume (Chrysanthemum purpureum) ist ausdauernd, hat einen fast holzigen Stängel, entfaltet die großen purpurroten, bisweilen gelben oder verschiedenartig gefärbten Strahlenblumen, welche bald einfach, bald gefüllt sind, im Spätherbst.

Foto: Leo Michels
Sie wird gewöhnlich in Töpfen gezogen und stammt aus Ostindien. Man nennt sie wohl insgemein auch die Indische Wucherblume (Chrysanthemum indicum), von der sie aber, obgleich ihr sehr ähnlich, verschieden sein soll.


Bereits im Jahre 1764 wurde ein getrocknetes Exemplar davon  der Royal Society in London vom Apotheker Garten in Chelsea überliefert. und zwar unter dem Namen der Matricaria Indica, des Indischen Mutterkrautes.

Gedichte

Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, -
mir bangte fast vor seiner schweren Pracht ...
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen
tief in der Nacht.

Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, -
ich hatte grad im Traum an dich gedacht.
Du kamst, und leis wie eine Märchenweise
erklang die Nacht ...

Rainer Maria Rilke

Sonntag, 24. Februar 2013

Iris - Schwertlilie


Blaue Schwertlilie
Bild Leo Michels
Die Iris - auch Schwertlilie genannt - gehört zur Familie der Schwertliliengewächse.

Die Blütezeit ist von Mai bis Juli. Heilend wirkt die Iris zum Blutstillen, zur Wundheilung, sowie harntreibend.
In der Symbolik bedeutet die Iris Sieg, Glauben, Treue, göttliche Botschaft.

Die Blumensprache sagt: "Ich werde um dich kämpfen." Oder in der Blumensprache von J. M. Braun: "Der Schmerz, der mich durchbohrt, erlischt erst nach dem Tode." In einer anderen Quelle heißt es: "Meine Ruhe hast du mir geraubt."

So unterschiedlich wie die Bedeutungen in der Blumensprache sind auch die Artikel in älteren Büchern aus der Zeit, in der die Blumensprache eine große Bedeutung hatte.

Ein Ausschnitt aus einem dieser Werke:

Die Iris oder Schwertlilie, Sinnbild des Starkmuthes. 

Kampf ist unser Losungswort.
Wo wir blüh'n, an jedem Ort',
Sind wir kampfbereit,
Haben's Schwert zur Seit'.
Blicken im Verlauf
Heißen Kampfes auf
Zu dem Herrn, dem Gott der Krieger, Und so sind wir immer Sieger.
Sonngebräunt, den Bart nur klein,
Und im schmucken Waffenschein,
Gelbe Schwertlilie
Bild Leo Michels
Zieh'n wir dann im Himmel ein.

Brüder, seid stark im Herrn und in der Macht seiner Kraft. Ziehet an die Rüstung Gottes, stehet mit Wahrheit umgürtet und angethan mit dem Panzer der Gerechtigkeit; ergreifet den Schild des Glaubens, und nehmet den Helm des Heiles (d. i. die Hoffnung) und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes; denn wir haben nicht blos zu kämpfen wider Fleisch und Blut, sondern auch wider die Geister der Bosheit u. s. f.
Ephes. 6, 10-l7.
(Aus "Blumensprache in christlicher Übersetzung von 1848)

In einer neueren Quelle las ich, dass der Name Iris hergeleitet wurde von der Iris, dem farbigen Teil des Auges: Iris griechisch = Regenbogen. In Regenbogenfarben sind auch die Blüten der Iris bzw. Schwertlilie.

Gedichte

Im Achilleon beginnt die Iris zu blühn

Im Achilleon beginnt die Iris zu blühn,
in Irisfarben die Wolken sprühn,
ein lila Hauch umspinnt die Steine.
- Das war die Zeit, da sie kam, die Reine,
und still und ernst durch die Wälder zog -
um ihr Haupt wildkreisend ein Adler flog!

So wandert sie vor mir auf allen Wegen,
ich seh ihren Schatten auf allen Stegen.
Sie war so glücklos, so glücklos wie ich -
und sie ging, es zu suchen, bis sie erblich!

Im Achilleon beginnt die Iris zu blühn,
und irisleuchtende Wolken ziehn.

Hermione von Preuschen

Auf die Iris

Der Iris blühend volle Brust
Reizt uns, o D, zu welcher Lust!
Doch ihr erbärmliches Gesichte,
O D, macht Reiz und Lust zu nichte.
Sieh, Freund, so liegen Frost und Flammen,
Und Gift und Gegengift beisammen.

Gotthold Ephraim Lessing

Ein weltbekannter Maler, Vincent Willem van Gogh, hat die Schwertlilie in einigen seiner Gemälden in wunderschönen Farben festgehalten.
Die Werke van Goghs und die vieler anderer Künstler finden Sie auf Meisterwerke-Online

Hyazinthe

Foto Leo Michels
Die Hyazinthe gehört zur Familie der Hyazinthengewächse. Die Blütezeit ist von März bis Mai. Wildwachsend ist die Hyazinthe blau, in Kulturen und veredelter Form hat sie vielfältige Farben.

Der Hyazinthe werden auch verschiedene Heilwirkungen zugeschrieben. So soll sie zum Beispiel durchblutungsfördernd, wärmend, abführend, sexuell kräftigend wirken.

Die Grundbedeutungen in der Symbolik sind Hoffnung, Wiedererwachen der Natur, neue Aktivitäten, schnelles Vergehen irdischer Schönheit, Treue.

Die Blumensprache sagt: "Deine Kälte lässt mich verschmachten!"

Sind es nicht die Hyazinthen, die uns im Frühjahr mit ihren vielfältigen Farben und betörendem Duft erfreuen? Durch ihre frühe Blütezeit ist die Hyazinthe ein erster Frühlingsbote. Oft dient sie auch als Topfpflanze als nettes Geschenk, aber auch in unseren Gärten erfreut sich die Hyazinthe großer Beliebtheit.

In der Antike wuchsen die Hyazinthen in den Gärten der Araber. Erst im 16. Jahrhundert gelangten sie nach Europa.

Gedichte

Mit einer Hyazinthe

Aus dem Zaubertal dortnieden,
Das der Regen still umtrübt,
Aus dem Taumel der Gewässer
Sendet Blume, Gruß und Frieden,
Der dich immer treu und besser,
Als du glauben magst, geliebt.

Diese Blume, die ich pflücke,
Neben mir vom Tau genährt,
Läßt die Mutter still zurücke,
Die sich in sich selbst vermehrt.
Lang entblättert und verborgen,
Mit den Kindern an der Brust,
Wird am neuen Frühlingsmorgen
Vielfach sie des Gärtners Lust.
Johann Wolfgang von Goethe

Die Hyazinthe

Ich grüße dich, du wunderbarer Duft,
Der sich in diesen zarten Kelchen wieget,
Du Schiff, worin durch dunkelblaue Luft
Die Seel' entzückt nach fernen Ufern flieget.
Das Steuer ist ein alter, alter Traum
Von andern Zeiten, himmelschönen Auen,
Gold ist der königlichen Ströme Schaum
Und hohe, schlanke Palmen sind zu schauen.

Die Lotosblume schwimmt auf blauer Flut,
Die Welle scheint mit holder Scham zu fragen,
Welch Wunder ihr im keuschen Schoße ruht?
Doch nur die Kinder wissen es zu sagen.
Friedrich Theodor Vischer

Hyazinthe

Hyazinthe war die teure
Lieblingsblume meiner Mutter,
Die ein Lenzeskind gewesen,
Eine echte Märzgeborne.

Jährlich um des Monats Mitte,
Trat ich morgens in ihr Zimmer
Und bescherte zum Geburtstag
Ihr die ersten Hyazinten.

Lenz durchglomm ihr blaues Auge,
Wob in ihrem feinen Antlitz
Und umstrahlte noch im Alter
den kastanienbraunen Scheitel.

Märzenstark war ihre Seele,
Die sich hob aus allem Niedern
Zum Erhab'nen und zum Zarten
Wie auf sichtbar hellen Schwingen.

Und auch diese Edle wurde
Hingebeugt von Erdenschwere,
Ihre lichte Liebe wankte
Kummervoll zu eis'ger Grabnacht.

Dorthin um des Monats Mitte
Trag' ich jetzt die Märzengabe
Süßester Erinnerungen,
Meinen ganzen toten Frühling!
Emil Claar


Schlank auf schlankem Blüthenstengel
Ragst du in die Maienluft,
Mit den Tinten ohne Mängel,
Mit dem wonnevollen Duft.

Wie so lieblich deine Kelche
Sich zur Blumentraube reih'n,
Von den andern Blumen welche
Kann den Anblick uns verleih'n?

Wohl an Duft balsamisch feiner,
Uepp'ger auch, das geb' ich zu,
Aber zarter ist und reiner
Keine Blume, als wie du!

Angehaucht von deiner Nähe,
Wird's in jedem Innern licht,
Denn es ist, als ob man sähe
In ein Engelsangesicht.
Ludwig Gemminger

Sonntag, 17. Februar 2013

Erdbeere Walderdbeere

Die Erdbeere gehört zur Familie der Rosengewächse. Sie blüht von April bis Juli, manches Mal bis in den Herbst.

In der Symbolik bedeutet die Erdbeere Frucht guter Werke und Gedanken, Wonnen des Seelenheils, Gutmütigkeit, aber auch irdische Verlockung und Verdammnis, Demut, Bescheidenheit, Reife und Frühreife.

Die Blumensprache sagt: "Du bist mir zu unreif".
Aus anderer Quelle:
Erdbeere (Frucht): Ich bitte um einen Kuss von deinen roten Lippen
Erdbeerblüte: Es gibt eine Neuigkeit

Walderdbeere Blüte
Bild: Leo Michels

Die Walderdbeere 


Die gemeine, wilde oder Walderdbeere hat eine braune Wurzel, die sehr faserig ist und lange fädige nackte Ausläufer treibt, die an einzelnen Stellen Wurzeln schlagen und Oberstöcke treiben, also neue Pflanzen hervorbringen. Die Blätter sind 3  bis 6-zählig, mit eirunden stumpfen, gesägten ungestielten Blättchen, die oben mit zerstreuten anliegenden Haaren besetzt, unterseits aber fast ganz seidig und graugrün sind.

Walderdbeere Frucht
Bild: Leo Michels


Die Walderdbeere gedeiht auf lichten Wald- und Grasplätzen, bei sonniger Lage und fettem Boden in Europa und dem nördlichen Asien. Der Genuss der Früchte  ist gesund und vorzüglich den Bodagristen (an Gicht Erkrankten) und am Stein leidenden zu empfehlen, aber man muss sie frisch oder mit Wein genießen. Sie sollen den Weinstein an den Zähnen lösen und geben einen guten Essig, Wein und Branntwein.


Gedichte

Die Erdbeere

Bei heißen Sonnenbränden,
Du Beere, duftig, roth,
Mit nimmermüden Händen
Pflückt dich das Kind der Noth.

Es sieht die Fülle prangen
Und unterdrückt dabei
Das eigene Verlangen,
Wie mächtig es auch sei.

Gehäuften Topf und Teller
Trägt es zum Händler dann;
Der geizt noch mit dem Heller –
Er ist ein kluger Mann.

Doch nicht bei seines Gleichen
Vollendet sich der Kreis:
Erst auf dem Tisch des Reichen,
Der zu bezahlen weiß.

So wird zur Menschenhabe
Und dient dem Wucher nur
Selbst deine frei'ste Gabe,
O liebende Natur!

Ferdinand von Saar

Samstag, 16. Februar 2013

Die Rosen

Die Rosen von Louise Cortambert alias Charlotte de Latour

Foto: pixabay 
Nur wem die Natur die Gabe der Dichtkunst ganz versagte, hat nicht das Lob der Rose gesungen? Die Dichter haben ihre Schönheiten nie zu hoch erhoben, noch ihren ganzen Liebreiz in ihren Gesängen erschöpft. Mit Recht haben sie die Rose eine Tochter des Himmels, den Schmuck der Erde, die Glorie des Frühlings genannt; aber welche Sprache vermag es, alle die Reize dieser schönen Blume, ihre wollustathmende Zartheit, ihre göttliche Anmuth zu schildern? Wie soll man die Fülle ihrer sanften Wölbung, die liebliche Mischung ihrer Farben und die sanften Übergänge darin, den süßen Geruch, den sie aushaucht, beschreiben?


Seht, wie sie sich im Frühling sanft aus ihren zierlichen Blättern erhebt, umringt von zahlreichen Knospen. Die Königin der Blumen kost mit dem sanften Zephyr, der sie umgaukelt. Sie schmückt sich mit dem Thau, der sie bedeckt, sie lächelt der Sonne,  deren Strahlen sich ihr Kelch entschließt. Die Natur hat sich gleichsam erschöpft, um sie mit dieser wunderbaren Frische, diesem Farbenglanz, Wohlgeruch und anmuthigen Zauberreiz zu schmücken. Die Rose verschönert das weite Erdenrund, sie blüht in allen Zonen. An den Tage, wo sich alle ihre Schönheit in der ganzen Fülle ihrer Pracht, entfaltet, welkt sie aber auch schon; doch in jedem wiederkehrenden Lenz erblüht sie neu in frischer Anmuth.

Rosen von Vargemont
Gemälde von Pierre-Auguste Renoir 1882
Die Dichter haben ihr in allen Sprachen, durch Lobgesänge,
Huldigungen dargebracht, und schon ihr Name ist eine Zierde ihrer Werke. Die Rose, ein Bild jedes Alters, ein Dolmetscher aller unsrer Gefühle, fehlt bei keinem Feste, sie theilt unsere Freuden und unsere Leiden. Die liebenswürdige Heiterkeit bekränzt sich mit ihr; die keusche Verschämtheit leiht von ihr das zarte Inkarnat, das die Schönheit noch unwiderstehlicher macht; man reicht sie der Tugend zum Preise: sie ist das Bild der Jugend, der Unschuld und des Frohsinns. Sie ist die Blume der Liebesgöttin, und im Wettstreit mit der Schönheit, besitzt sie, wie jene, diese Anmuth, die noch schöner ist, als Schönheit selbst.

Anakreon, der Sänger der Liebe, hat die Rose besungen, und um sie würdig zu feiern, mögen hier seine beiden Lieder, zu ihrem Lobe, stehen.

gartengruen-24.de

 1

Laßt uns Rosenknospen binden
In den dunkeln Rebenkranz;
Rosen um die Schläfe winden
In dem schonen Blüthenglanz!

Rosen blüh'n auf holden Lippen,
Blilhen in der Wangen Gluth;
Darum laßt uns fröhlich nippen,
Ha! der Wein giebt Uebermuth.

Rosen sind des Frühlings Pflege,
Eine Pracht Im Blumenfeld;
Rosen sind ein Lustgeheg
In der hohen Götterwelt.

Rosen in den Lockenringeln,
Tanzt auf munterm Lustgebot,
Wenn die Grazien ihn umzingeln,
Selbst der kleine Liebesgott.

Auch ich schick" mi«Ich an zum Tanze,
Rühre schon mein Saitenspiel;
Rosen wehen in dem Kranze
Duftend um die Stirne kühl.

Bald, bei süßem Kußgeflüster,
Aus dem Busen voll und warm,
In der Rebenlaube düster
Schweb' ich selig Arm in Arm!

2

Der bekränzte Frühling naht!
Rosen blüh'n auf Thal und Höhen,
Und so manches Rosenblatt
Sehen wir am Hügel stehen;
Drum entfalte dich, mein Lied,
Gleich dem Knöspchen, das erblüht.

Rosen sind ein Götterhauch,
Sind des Sterblichen Entzücken;
Ja, die Grazien sollen auch
Rosen nur zum Sträußchen pflücken,
Wählen Liebende zum Raum
Sich den blüthenreichsten Baum.

Einen schönen Rosenzwelg
Trägt bedeutungsvoll die Liebe;
Wenn die Rose als Vergleich
In den Dichtungen nicht bliebe.
Ach! wie stünd's um euren Ruhm,
Sänger aus dem Alterthum!

Rose, süßes Dichterblatt.
Süß, wer Dich im Dornenflechte.
Lüstern angerühret hat;
Süß, wer mit verletzter Rechte
Aus dem Kelch, wo Wollust blinkt,
Deinen Balsamathem trinkt.

Rosen schimmern allzumal,
Auf dem hohen Gastgepränge,
Und am kleinen Bundesmal;
Wenn dem Weingott Hochgesänge
Der bekränzte Dichter weiht,
Werden Rosen hingestreut!

Überall herrscht Rosengluth:
Rosig ist die Morgenröthe,
Rosig stürmt das junge Blut,
Wenn die ferne Hirtenflöte
Sehnsuchtsvoll hinüberschallt,
Wo die stille Unschuld wallt.

Siechen giebt sie — Lebenskraft
Sterbenden die letzte Freude;
Selbst im Grab dringt Rosensaft
Aus des Todten Sterbekleide. —
Schon verwelkt im Trauerhaus,
Strömet Wohlgeruch heraus.

Lieblich wehet noch Ihr Hauch
Durch die eingeschrumpften Blätter,
Am bemoosten Rosenstrauch;
Unvergänglich wie die Götter,
Ohne eines Alters Spur —
 Ist sie göttlicher Natur.

Als einst an das Uferland
Venus trat, und sich dem Schooße
Blauer Wogen nun entwand,
In dem stürmenden Getose
Träufelnd von des Meeres Thau,
An dem schönsten Gliederbau; —

Als Athene hoch und hehr,
Jüngst geboren, war schauen
Im Olymp, mit Schwert und Speer
Ganz gewappnet und voll Grauen;
Ja, in jener seelgen Zeit
Voller Kraft und Fruchtbarkeit;

Da erwuchs das Rosenreis,
und dem Knöspchen sprang die Hülle,
Mutter Erd' ! auf dein Geheiß,
Und mit schöngewundner Fülle,
Blätterte das Blümchen sich
Langsam auf und minniglich.

Und der seel'gen Götter Schaar
Sprengte Nektar auf die Blüthe,
Bis sie sanft geröthet war.
Dornen sind an dieser Blüthe
Irdisch nur, den Himmelshauch
Gaben Götter diesem Strauch.

M. F. Anakreon, mit Erläuterungen aus Friedrich Chrtstoph Broße.
Berlin 1806, bei Heinrich Fröhlich.
Anm.: Anakreon lebte um 550 vor Chistus.
          Die ursprüngliche Schreibweise wurde beibehalten

Mehr über die Blumensprache der Rose finden sie im Wörterbuch der Blumensprache von Charlotte de Latour und in einer Liste der Blumensprache von J.M. Braun.


Rose (gelbe) ----- Wenn du noch keinen Anbeter hast, so sey nicht neidisch auf die glücklicheren.
Rose (rothe), Centifolie ----- Ich kenne nichts herrlicheres, als deinen Besitz. Entscheide über mein Glück.
Rose (weiße) ----- Bald werde ich das Opfer meiner hoffnungslosen Liebe werden.
Rose (Monats-) ------ Soll meine Sehnsucht mich verzehren?
Rose (entblätterte) ------ Du hast mich unglücklich gemacht.
Rose (einfache, eglanteria) ------  Deine Liebe hat keine edlen Triebfedern.
Rosenblatt (rothes). ----- Ja.
Rosen blatt (weißes) ----- Nein.
Rosenknospe (rothe) ----- Bisher war Liebe meinem Herzen fremd, erst jetzt ahne ich ihr Glück.
Rosenknospe (weiße) ----- Noch bist du rein, wache über deine Neigungen.

Zum Schluss noch ein uraltes Rezept 

(Alte Schreib- und Ausdrucksweise wurde teilweise übernommen)

Rosen - Essig. 

Zwei starke Hände voll wohl verlesene Blätter von den gewöhnlichen roten Rosen, einige Pfefferkörner und ganze Gewürznelken, etliche Stängel Zimt und etwas ganze Muskatblüte gibt man zusammen in ein Glas, gießt eine Maaß guten Weinessig darüber, setzt es an die Sonne und lässt es endlich stehen. Auf diese Weise wird der Essig recht. Wenn das Gewürz nicht anständig ist. kann man ihn auch ohne Gewürz machen.


Freitag, 15. Februar 2013

Der Blumenknabe - Gedicht Ernst Moritz Arndt

Foto: pixabay

Der Blumenknabe 

Ich ging hinaus im grünen Mai,
Ein Kränzlein wollt ich mir pflücken,
Und Blümlein bunt und mancherlei,
Sie lockten und winkten Entzücken
Und wie ich die süßen besah und besann,
Da fingen die Köpfchen zu rühren sich an
Und red'ten mit freundlichem Nicken.

Zuerst die Rose neigt ihr Haupt,
Hub an also mir zu sprechen:
Halt! rascher Knabe! ist's erlaubt,
So sorglos die Schöne zu brechen?
Vernimm erst geduldig der Wörtchen zwei, drei,
Sonst möchte im Herzen die bittere Reu'
Mit Thränen die Sterbende rächen.

Ich heiße Blumenkönigin,
Die Erstlingstochter der Liebe,
Trag stolzen Muth und hohen Sinn,
Vereint mit zärtlichem Triebe.
Und hegst du Hoheit und Treu' in der Brust,
So pflücke den Liebling der Sonne mit Lust,
So pflücke die Blume der Liebe.

Die Lilie sprach: Der Unschuld Preis
Schmückt baß denn Perlen und Seiden,
Bist innen du und außen weiß,
Wie Kindlein fromm und bescheiden;
So pflücke nur immer in Freuden mich ab,
So werde dein Busen das züchtige Grab
Der weißesten Blumen der Haiden.

Das holde Veilchen auch herfür
Das Köpfchen regte zur Sonne,
Stand da in stiller Demuth Zier
Und hauchte himmlische Wonne.
Doch was es geflüstert, vergessen ist's mir,
Die Augen mir flossen, wie Brünnelein schier
Entfließen der berstenden Tonne.

Mit ihr kam auch das Schwesterherz
Das Sinnbild heiliger Frommen,
Die Nachtviole grau, und Schmerz
Die Brust mir machte beklommen.
Was da mir geschehen, verstehe ich nicht.
Mir däuchte, ich sehe ein Engelgesicht
Mit liebenden Augen mir kommen.

Es sprach: Du siehest dein Lebensbild
In süßen, lieblichen Farben;
Denn was dem Frühling schön entquillt,
Das mähet der Sommer zu Garben.
Stets gehet und kehret der sonnige Strahl,
Doch Menschen vergehen wie Blumen im Thal
Und wie ihre lenzigen Farben.

Schau, Liebestreu und Liebeshuld,
Wie fliegt sie hin mit der Rose!
Das Kind der Demuth und Geduld
Was ziehet das Veilchen für Loose?
Die Lilie, die weiße Narcisse zugleich,
Sie liegen verwelket noch bleicher als bleich:
So schwindet das Schöne und Große.

Und weinend mußt' ich abwärts gehn,
Durft' keine Blume mir brechen;
Doch standen alle fromm und schön
Und schienen so freundlich zu sprechen.
Wann wird es im Herzen mir wieder gesund,
Wann wird mir der Maimond mit schmeichelndem Mund
Treulieb' und Blumen versprechen?

E. M. Arndt.

Der Text stammt aus dem Buch: "Taschenbuch der Blumensprache: Oder, deutscher Selam. Mit einer Anthologie aus den besten Dichtern zur Charakterisirung der Pflanzen Deutschlands" von J. M. Braun aus dem Jahr 1843

Ernst Moritz Arndt, geb. 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz auf Rügen, damals Schwedisch-Pommern; gest. 29. Januar 1860 in Bonn, deutscher Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationanlversammlung.

Donnerstag, 14. Februar 2013

Der Blumengärtner - Gedicht von Schnerr

Der Blumengärtner 

Herein! Herein! Ich ruf euch Allen,
Euch Allen, die ihr Blumen liebt;
Von tausend Arten, die es gibt,
Hab' ich, sie werden euch gefallen. .
Ihr müßt euch, wollt ihr glücklich seyn,
Des Lebens Pfad mit Blumen streu'n.

Ihr Schönen, in des Lebens Lenze,
Die ihr euch eurer Jugend freut,
Nehmt, was der Blumengärtner beut,
Die frisch gewundnen Rosenkränze,
Und tanzt mit ungetrübtem Sinn
Durchs rosenfarbne Alter hin.


Für jeden einen Strauß zu binden,
Wie er sich ihn nur wünschen kann,
Dazu bin ich der rechte Mann,
Ihr werdet keinen bessern finden;
Und wollt ihr keinen ganzen Strauß,
So sucht euch nur ein Blümchen aus.

Sobald der junge Tag sich röthet.
Sobald nach labend kühler Nacht,
Der holden Sänger Chor erwacht,
Das unter Blumenzweigen flötet;
Bis zu der Abendröthe Schein
Verkauf ich Blumen groß und klein.

Die Tulpe weih' ich der Kokette,
Den Scheidenden Vergißmeinnicht;
Der Stolzen, die gern Körbchen flicht,
Die halbverwelkte Blumenkette;
Die zarte Lilie, mit Lust
Der Unschuld unentwegten Brust.

Mein Reichthum ist mein kleiner Garten,
Da gieß und pflanz' ich spät und früh;
Es scheut der Gärtner keine Müh'
Der Erde schönsten Schmuck zu warten.
Drum, wollt ihr euch des Lebens freu'n,
So kauft von meinen Blümchen ein.

Dem Helden biet' ich Lorbeerzweige,
Und Veilchen der Bescheidenbeit;
Der deutschen Treu und Redlichkeit
Vom Laub der alten heil'gen Eiche;
Dem Phlegma einen Kranz, von Mohn,
Und Niesewurz dem Musensohn.

Dem Freund des Epheus grün Gewinde,
Ein Myrtenkränzchen für die Braut;
Hier hab ich Tausendgüldenkraut,
Dem Geizigen zum Angebinde,
Dem Höfling, dem geschmeidgen Herrn,
Der Sonnenblume goldnen Stern.

Auch sieht man für galante Männer,
Die gerne sich im Spiegel sehn
Hier schmachtende Narzissen stehn.
Jedoch ich bin kein großer Kenner,
Von dem Geschmack der feinen Welt;
Drum wählet selbst, was euch gefällt.

Levkoi, Violen, Ritterspornen,
Aurikeln, Nelken und Jasmin,
Ich gebe alles billig hin!
Doch dieses Röschen ohne Dornen,
Dies, wenn man mirs nicht übel nimmt,
Ist für mein Mädchen nur bestimmt.

Schnerr, Johann Jakob (1788 - 1860, Buchbinder; Lehrer; Dichter)

Dienstag, 12. Februar 2013

Die Blumenwahl - Gedicht von F. Kamla

Ich möchte in meinem Blog nicht nur Gedichte bekannter Dichter vorstellen, sondern auch solche weniger berühmter, wenn sie zu dem Thema Blumensprache passen. Das folgende Gedicht stammt ebenfalls von einem eher unbekannten Dichter.

Heinrich Christian Friedrich Kamla, wurde am 20. Sept. 1792 in Kiel  geboren.
Er studierte in Kiel Rechte,  unterwarf sich aber keiner Staatsprüfung.

1816 übernahm er eine Hauslehrerstelle auf der dänischen Insel Laaland. 1854 kehrte er nach Kiel zurück. Er verstarb in seiner Geburtsstadt am 13. Juni 1857.

1820 erschien von ihm ein Band Gedichte, unter dem Titel: "Knospen". 1858 nach seinem Tode erschien davon eine zweite Auflage in 2 Bänden.

Die Blumenwahl

Frühling kam mit Blumenkörben,
 Lud die Menschen freundlich ein:
„Wer da Freude will erwerben,
Soll mir hold willkommen sein!"

Kam der Knabe leicht gesprungen,
Mustert froh den reichen Flor,
Nimmt, von Farbenschein bezwungen,
Rasch die Tulpe sich hervor.

„Wie die Anmuth sanfter Frauen"
Spricht der Jüngling still, und wählt
"Bist du, Röschen, anzuschauen,
Bist von Liebesglut beseelt."

Lorbeer faßt des Mannes Rechte;
„Um die Stirn der That so schön
Wird noch künftigem Geschlechte
Deiner Blätter Frische weh'n !"

Nimmt der Greis mit frohem Beben
Das bescheidne Immergrün:
"Hoffnungsbild, du sollst durchs Leben,
Und nach oben mit mir zieh'n!"

Kamla, Heinrich Christian Friedrich

Sonntag, 10. Februar 2013

Die Sprache der Blumen von Christian Schreiber


Ein nettes Gedicht, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, möchte ich Ihnen vorstellen.

Es erzählt von einigen Blumen und deren Sprache. Der Dichter lebte von 1781 bis 1857.

In dieser Zeit hatte die Blumensprache eine große Bedeutung - und nicht nur die Blumensprache, sondern die Natur im Allgemeinen.

Leider ist dieses schöne Gedicht nicht bekannt, der Dichter offenbar auch nicht.

Die Sprache der Blumen 

Liebliche Blumen, ihr Töchter der Flur,
Freundliche Gaben der schönen Natur;
Bilder zu werden dem regen Gefühl
Weiht euch der sanften Empfindungen Spiel;
Laßt mich zum farbigen Kranz euch winden.
Eure bedeutsame Sprache ergründen!

Hell ist die Farbe der Unschuld und licht:
Trügende Schimmer erheben sie nicht?
Drum auf der Lilie zartes Gewand,
Goß sie die Charis mit himmlischer Hand,
Schuf sie zum Sinnbild erhabener Milde,
Schuf sie zum köstlichen Schmuck der Gefilde!

Schön in des Mädchens gewundenem Haar
Stellt sich die grünende Myrte dar;
Wisse, die Sanftmuth, dem Himmel entschwebt.
Ward in die grünende Myrte gewebt;
Sittsam den lockigen Scheitel zu kränzen,
Und um die Wangen der Unschuld zu glänzen.

Schimmernder Lorbeer, dich weihte der Ruhm
Blutigen Helden zum Eigenthum,
Doch der Begeisterung hohes Gefühl
Wand dich auch hold um das, Saitenspiel,
Schmuck dem geheiligten Sänger zu leihen,
Und ihn zum Liebling der Götter zu weihen.

Kennst du das Veilchen, die Blüte des Mais?
Demuth, sie gab ihm den köstlichen Preis!
Nur von dem suchenden Auge gesehn
Blüht es verborgen, doch duftet es schön;
Weiß nur im Stillen das Herz zu beglücken,
Und der Bescheidenheit Busen zu schmücken.

Kennst du die Blume, die schönste der Flur?
Wenige Monden ach! glühet sie nur;
Haucht in das schmeichelnde Kosen der Luft
Magischen, süßen, ambrosischen Duft;
Doch, wer hat Liebe je schmerzlos erfunden?
Auch ist die Rose mit Dornen umwunden!

Flüstert die schmerzende Sehnsucht dich wach,
Nennst du das Blümchen am murmelnden Bach:
Blau ist sein Schimmer, so lieblich und licht,
Liebe, sie nannt' es Vergißmeinnicht!
Willst du nicht reuvoll das Leben verschwenden,
Wahre die Treue in heiligen Händen.

Aber im freundlichen Immergrün
Ließ sich die Freundschaft ihr Sinnbild erblüh'n;
Nimmer vergeht es am moosigen Quell
Schimmert im Kranze des Lebens so hell;
Flicht sich zusammen zum ewigen Bunde,
Heilet und kühlt dir die blutende Wunde!

Düstre Cypresse, der Wehmuth Bild
Ward in dein dunkles Gezweigs verhüllt;
Denn auf das einsam, schweigende Grab
Neigst du die trauernden Blüten herab;
Ach! und vergebens in zärtlichen Tönen
Klagen die liebenden Herzen ihr Sehnen!

Siehe, die Bilder des Lebens verglüh'n,
Schnell, wie die duftenden Blumen verblüh'n;
Aber des Lenzes allliebendem Blick
Kehren sie schöner und milder zurück!
Herzen auch sinken zum Schlummer nieder,
Aber — sie lieben und kennen sich wieder.

Christian Schreiber (1781 - 1857)

Dienstag, 29. Januar 2013

Lavendel

Bild von Leo Michels
Lavendel (Lavendula angustifolia) ist aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken. Hier wird Lavendel häufig zwischen Rosen gepflanzt. Es soll Rosen vor Blattlausbefall schützen.

Lavendel gehört zu den Lippenblütengewächsen.

Andere Namen sind Hirnkraut, Schwindelkraut, Spiker, Zitterblume.

Die Blütezeit des Lavendel ist von Juli bis August.

Lavendel hat auch Heilwirkungen. Es wirkt harn- und windtreibend, entgiftend, krampflösend, wundheilend, beruhigend, magen- und herzstärkend, stimulierend.

In der Symbolik bedeutet Lavendel Schutz und Abwehr hindernder Einflüsse, Keuschheit, Unversehrtheit, Reinheit, Demut, Stille.

Die Blumensprache sagt: "Du sprichst in Rätseln." Eine andere Quelle sagt: "Danke für das Überschickte."

Bilder aus der Provence mit großen Lavendelfeldern lassen den herrlichen Duft erahnen, die von der Lavendelblüte ausgehen.

Eine Redewendung besagt: "Was Rosmarin für den Geist, ist Lavendel für die Seele."

Gedichte

Der Jungfernkranz 

Wir winden dir den Jungfernkranz
Mit veilchenblauer Seide;
Wir führen dich zu Spiel und Tanz,
Zu Glück und Liebesfreude!
Schöner grüner,
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Lavendel, Myrt´und Tymian,
Das wächst in meinem Garten;
Wie lang bleib doch der Freiersmann?
Ich kann es kaum erwarten.
Schöner grüner
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Sie hat gesponnen sieben Jahr
Den gold´nen Flachs am Rocken;
Die Schleier sind wie Spinnweb´klar,
Und grün der Kranz der Locken.
Schöner grüner,
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Und als der schmucke Freier kam,
War´n sieben Jahr verronnen:
Und weil sie der Herzliebste nahm,
Hat sie den Kranz gewonnen.
Schöner grüner,
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Johann Friedrich Kind

Klee

Bild von Leo Michels
Der Klee (Trifolium pratense) gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler. Er gilt als Symbol für Dreifaltigkeit, Lebenskraft, Glück, Liebeszauber, Hellsichtigkeit. 

Fast jeder kennt das vierblättrige Kleeblatt als Glücksbringer. Mittlerweile werden schon Pflanzen gezüchtet, die man in kleinen Töpfen zum Verschenken in Läden kaufen kann.

Aus dem Büchlein der Charlotte de Latour:

Nicht fern von jenem See, in dessen Silberfläche sich der wolkenlose Himmel spiegelt, erheben Gewächse, so weiß wie frisch gefallener Schnee; nur ein schlichter Rosenschimmer färbt die Spitzen dieser hübschen Blumen, 

Bild von Leo Michels
und ein Büschel der allerfeinsten Fasern von dem blendendsten Weiß ragt aus dem alabasternen Kelchen hervor. 

Wer vermag es aber, das Reizende dieser Pflanze ganz zu beschreiben? Am schönsten nehmen sie sich aus, wenn sie sich sanft am Ufer eines Gewässers wiegen, und diesem gleichsam mehr Durchsichtigkeit und Frische geben. 

Der Klee blüht nicht in stürmischen Wettern; er braucht Ruhe, um sich zu entfalten, aber diese Ruhe, die er bedarf, scheint er auch um sich zu verbreiten.

Gedichte

Das vierblättrige Kleeblatt

Dort auf der grünen Wiesenflur
Hocken Fritz und Linchen:
Und hat der Klee drei Blätter nur,
So kriegt ihn das Kaninchen;

Doch trägt der Klee den Sonntagshut
Mit den vier Blätter-Ecken,
Bin ich ihm noch einmal so gut,
Will sorgsam ihn verstecken!

Ach, fänd ich nur ein einzig Stück,
Na, das ist doch wohl wenig!
Dann hätten wir das größte Glück
Und würden morgen König!

Du lieber, süßer, grüner Klee,
Hast wirklich deine Mucken:
Eh' ich heut so ein Vierblatt seh,
Da kann ich lange gucken!

Dort steht ein Stiel und da ein Stiel
O weh mein armer Rücken!
Er muss sich heute gar zu viel
Vergebens nach dir bücken!

Und denkst du, garst'ges Kleeblatt du.
Ich sei dein dummer Junge?!
Wenn du nicht willst, ei nun, wozu
Hab ich denn meine Zunge?!

Leck ich auch nur ein bisserl dran,
So hat dein Hut vier Spitzen!
Das vierte Blatt, das kleb ich dran-
Bis morgen wird's schon sitzen!

Richard Schmidt-Cabanis


Die Zaunranke und der Klee 

Zum Klee die Zaunranke sprach:
Nachbar, komm mir doch nach!
Stiegen wir doch zugleich aus den Schollen,
Warum hast du nicht mit mir wollen?

Lächelnd erwiedert der Klee:
Darfst auf die stattliche Höh
Eben so trotzig nicht pochen;
Ich stehe, du bist gekrochen.

Ernst Moritz Arndt

Montag, 28. Januar 2013

Der Mandelbaum

Bild von Leo Michels

Mandelbaum (Prunus dulcis) - Rosaceae (Rosengewächse)

Er ist Symbol für Wachsamkeit, Hoffnung, Eile und Hast, Wiedergeburt, Verkündigung, Fruchtbarkeit, Weg des Herzens.

Weitere Namen: almond, amandie, Nuxgracca, Amygdala, Luz

Eine Redewendung: "Wer eine süße Mandel essen will, muss die harte Schale zerbrechen."

Die Blumensprache sagt: "Schon früh entfaltest du himmlische Reize."

Aus dem Büchlein der Charlotte de Latour:

Der Mandelbaum - Unbesonnenheit, Unbedachtsamkeit
Als ein Symbol der Unbesonnenheit, folgt der Mandelbaum zuerst dem Rufe des Frühlings. Kein Baum ist so frisch und so freundlich, als dieser, wenn er in den ersten Tagen des Märzes schon mitten in den noch blätterlosen Gärten, mit Blüthen bedeckt, sich zeigt.

Nachtfröste zerstören oft die zu frühzeitigen Keime seiner Frucht; aber es ist eine sonderbare Erscheinung, daß ein solcher Frost seine Blüthen nicht welk macht, sondern sie vielmehr noch in schönerem Glanze strahlen. Eine Reihe Mandelbäume, von dem kalten Reife der vergangenen Nacht weiß gefärbt, erscheint den Tag darauf in rosenrothen Blüthen, und erst nach einem Monate, wenn der ganze Baum schon in der Fülle seiner grünen Blätter steht, fallen sie zur Erde.

Nach einem Mythos hat der Mandelbaum seine Entstehung einem rührenden Ereignis zu danken. Demophron, der Sohn des Theseus und der Phädra, wurde, als er von der Belagerung Trojas zurückkehrte, durch einen Sturm an die Küste von Thracien verschlagen, das damals unter der Herrschaft der schönen Phyllis stand. Diese junge Königin nahm den Verunglückten sehr gastlich und liebreich auf; sie verliebte sich in ihn und machte ihn zu ihrem Gemahl.

Demophrons Vater starb und er mußte deshalb nach Athen zurückkehren. Bei'm Abschiede versprach er seiner Gemahlin, nach Verlauf eines Monats zurückzukehren, und bestimmte genau den Tag seiner Ankunft. Die zärtliche Gattin zählte, während seiner Abwesenheit, jede Minute mit Ungeduld. Endlich brach der sehnlichst erharrte Tag an. Phyllis eilte neunmal an's Ufer, aber kein Schiff ließ sich blicken. Da endlich alle Hoffnung, ihre Sehnsucht erfüllt zu sehen, und den Geliebten wieder in ihre Arme zu schließen, aus ihrem geängsteten Herzen schwand, ergriff sie ein so heftiger Schmerz, daß sie todt zur Erde sank. Sie wurde in einem Mandelbaum verwandelt. Nach drei Monaten fand sich Demophron wieder ein. Er war außer sich vor Gram und um die Manen seiner Geliebten zu sühnen, veranstaltete er ein großes Opfer an dem Ufer des Meers. Phyllis schien selbst noch unter der Rinde des Mandelbaums gerührt von dieser Reue des Wortbrüchigen und erfreut über seine Rückkehr, denn plötzlich standen seine Zweige in den schönsten Blüthen. Sie bewies dadurch, daß selbst der Tod ihre Gesinnungen und Gefühle nicht hatte ändern können.

Es wehet oft von Trauerweiden und Cypressen
Auf eines heißgeliebten Toten Grab,
Dem Trauernden der leise Trost herab:
"Ich werde dich auch jenseits nicht vergessen."

(Aus "Die Blumensprache oder Symbolik des Pflanzenreichs. Nach dem französischen der Frau Charlotte de Latour von Karl Müchler. Berlin 1820 - Die Schreibweise wurde beibehalten.)

Gedichte

Das Opfer des Frühlings

Sah ich je ein Blau, wie droben
Klar und voll den Himmel schmückt?
Nicht in Augen, sanft gehoben,
Nicht in Veilchen, still gebückt!
Leiser scheint der Fluß zu wallen
Unter seinem Widerschein,
Vögel schweigen, und vor allen
Dämmert meine Seele ein.

Doch, es gilt auch eine Feier!
Schaut den Lenz im Morgenglanz!
Hinter grauer Nebel Schleier
Flocht der Jüngling sich den Kranz.
Wenn sein Hauch, die Nebel teilend,
Ihn zu früh schon halb verriet,
Wich er scheu zurück, enteilend
In ein dunkleres Gebiet.

Dennoch stehn, ihn zu empfangen,
Seine Kinder schon bereit:
Rose mit den heißen Wangen,
Mandelbaum im weißen Kleid!
Veilchen, die des Sommers Brüten
Bald erstickt, sie harren auch,
Keusche Lorbeern selbst erglühten;
Denn sie alle traf sein Hauch.

Nun, mit fast verschämtem Lächeln,
Zieht er ein ins schöne Reich;
Ihm die glühnde Stirn zu fächeln,
Nahn die Morgenwinde gleich.
Doch, ihn selber kühlend, stehlen
Sie so viel der holden Glut,
Als, die Blumen, die noch fehlen
Zu erwecken nötig tut.

Flugs nun auf den leichten Schwingen
Eilen sie durch Hain und Tal,
Und vor ihren Küssen springen
Spröde Knospen ohne Zahl.
Jeder Busch, wie sie ihn streifen,
Wird zum bunten Blütenstrauß,
Und die Wurzeln, die noch steifen,
Treiben erstes Grün heraus.

Doch nun löst sich, alle Farben
Zu erhöhn und allen Duft,
Das verschluckte Licht in Garben
Reinen Goldes aus der Luft.
Sind das Strahlen? Sind das Sterne,
Die der Tag in Flammen schmolz?
Alles funkelt, nah und ferne,
Berg und Wald, ja Stein und Holz!

Horcht! Vor diesem Glanze fahren
Auch die Vögel aus dem Traum,
Drin sie still versunken waren,
Wieder auf im blauen Raum;
Aber dick und rauchend steigen
Wolken heißen Dufts empor,
Und nun fällt ins dumpfe Schweigen
Neu betäubt zurück ihr Chor.

Fürder, immer fürder schreitend,
Kommt der Jüngling an den Fluß,
Der, sich rings ins Land verbreitend,
Alles tränkt, was trinken muß.
Aber heute möge dürsten,
Was da will, er hält sich an
Und versucht, ob er den Fürsten
Durch sein Bild nicht fesseln kann.

Denn, wenn dieser, süß betroffen,
Hier sich selbst im Spiegel schaut,
Krönt sein Blick das leise Hoffen,
Dem die Welle still vertraut;
Sei er noch so schnell und flüchtig,
Jene Lilie wird geweckt,
Die, wie keine, keusch und züchtig,
Sich in ihren Schoß versteckt.

Und wie sollte er nicht säumen?
Sieht er denn sich selber nur?
Nicht zugleich, die seinen Träumen
Leben gab, die blühnde Flur?
Wenn’s ihn auch vorüber triebe
An der eignen Huldgestalt,
Fesselte ihn doch die Liebe
An die Braut mit Allgewalt.

Ach, er zögert wonnetrunken!
Aber lange bleibt er nicht
In den süßen Rausch versunken,
Nein, er wendet das Gesicht!
Denn ihm sagt ein innres Stocken,
Daß die Götter neidisch sind,
Und ihm deucht, mit seinen Locken
Spiele schon ein andrer Wind.

Da beschleicht ihn dumpfe Trauer,
Ihm erlischt der Wange Rot,
Und ihn mahnt ein kalter Schauer
An den Tod, den frühen Tod;
Doch, von dem durchzuckt, entzittert,
Wie von selbst, sein Kranz dem Haar,
Der die Ew’gen ihm erbittert,
Und sein Fuß zertritt ihn gar.

Plötzlich Stille jetzt! Die Winde
Ruhn, wie auf ein Zauberwort,
Doch in jedem Frühlingskinde
Bebt der Todesschauer fort,
Und ein hast’ger Blüten-Regen
Macht das duft’ge Opfer voll,
Das verhaltnen Fluch in Segen,
Haß in Liebe wandeln soll.

Aber nun den stolzen Wipfel
Jeder Baum zur Erde neigt,
Nun auf hohem Berges-Gipfel
Selbst der Kühnste Demut zeigt,
Nun erhebt der Jüngling wieder
Sanft das Haupt, das er gesenkt,
Und ein Ölblatt säuselt nieder,
Das versöhnt der Neid ihm schenkt.

Friedrich Hebbel

Samstag, 12. Januar 2013

Tulpen - Gedichte - Gemälde

Tulpen von Holland
Claude Monet
Siehe auch Blumensprache Tulpe

Tulpen sind neben anderen Zwiebelgewächsen die ersten Frühlingsboten. Das wunderschöne Gemälde von Claude Monet zeigt die Farbenvielfalt dieser Frühlingsblumen.

Auch einige Dichter haben ihre Gedanken zu dem Beginn der meiner Ansicht nach schönsten Jahreszeit - dem Frühling - zum Ausdruck gebracht. Wenn die Tulpen blühen, ist der Winter zu Ende.


Frühlings Erwachen

Nie vergißt der Frühling wiederzukommen;
Wenn Störche ziehn, wenn Schwalben auf der Wiese sind,
Kaum ist dem Winter die Herrschaft genommen,
So erwacht und lächelt das goldene Kind.

Dann sucht er sein Spielzeug wieder zusammen,
Das der alte Winter verlegt und verstört,
Er putzt den Wald mit grünen Flammen,
Die Nachtigall er die Lieder lehrt.

Er rührt den Obstbaum mit rötlicher Hand,
Er klettert hinauf die Aprikosenwand,
Wie Schnee die Blüte noch vor dem Blatt ausdringt,
Er schüttelt froh das Köpfchen, daß ihm die Arbeit gelingt.

Dann geht er und schläft im waldigen Grund
Und haucht den Atem aus, den süßen;
Um seinen zarten, roten Mund
Im Grase Viol' und Erdbeer' sprießen.
Wie rötlich und bläulich lacht
Das Tal, wenn er erwacht!

In den verschloss'nen Garten
Steigt er über's Gitter in Eil',
Mag auf den Schlüssel nicht warten,
Ihm ist keine Wand zu steil.

Er räumt den Schnee aus dem Wege,
Er schneidet das Buchsbaumgehege,
Und feiert auch am Abend nicht,
Er schaufelt und arbeitet im Mondenlicht.

Dann ruft er: Wo säumen die Spielkameraden,
Daß sie so lang in der Erde bleiben?
Ich habe sie alle eingeladen,
Mit ihnen die fröhliche Zeit zu vertreiben.

Die Lilie kommt und reicht die weißen Finger,
Die Tulpe steht mit dickem Kopfputz da,
Die Rose tritt bescheiden nah,
Aurikelchen und alle Blumen, vornehm und geringer.

Dann küßt der Frühling die zarten Blumenwangen
Und scheidet und sagt: Ich muß nun gehn.
Da sterben sie alle an süßem Verlangen,
Daß sie mit welken Häuptern stehn.

Der Frühling spricht: "Vollendet ist mein Tun,
Ich habe schon die Schwalben herbestellt,
Sie tragen mich in eine and're Welt,
Ich will in Indiens duftenden Gefilden ruhn.

Ich bin zu klein, das Obst zu pflücken,
Den Stock der schweren Traube zu entkleiden;
Mit der Sense das goldne Korn zu schneiden;
Dazu will ich den Herbst euch schicken.

Ich liebe das Spielen, bin nur ein Kind
Und nicht zur ernsten Arbeit gesinnt;
Doch wenn ihr des Winters überdrüssig seid,
Dann komm' ich zurück zu eurer Freud'.

Ludwig Tieck

Schneeglöckchen - Gedicht

Bald sieht man sie wieder - die Schneeglöckchen. Dann geht es aufwärts mit der Zeit. Die Tage werden wieder länger, die Nächte kürzer. Siehe auch Blumensprache Schneeglöckchen


Schneeglöckchen

’s war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
"Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh’s noch jemand hat gedacht." -
Rührt’ die stillen Glöcklein sacht,
Daß sie alle tönen müssen
Von der künftgen bunten Pracht.
Ach, sie konntens nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten,
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschet über ihrem Grab.

Joseph Freiherr von Eichendorff

Das Schneeglöckchen

Der Frühling will kommen,
der Winter ist aus.
Schneeglöckchen läuten:
heraus, heraus!
Heraus ihr Schäfer in Flur und Heid`
es ist nicht mehr länger Schlafenszeit.
Ihr Sänger hervor aus Feld und Wald,
ihr Veilchen erwachet und duftet bald.

Georg Scheurlin