Donnerstag, 28. Februar 2013

Thymian

Foto: Leo Michels
Thymian gehört zur Familie der Lippenblütler.

Andere Namen sind Waldysop, Immenkraut, Welscher Quendel.

Die Blütezeit ist von Mai bis Oktober.

Thymian wirkt heilend auf die Atemwege, beruhigend, krampflösend.

Die Grundbedeutungen in der Symbolik sind Abwehr von Kummer, Leid und Pech, Mut und Tapferkeit.

Die Blumensprache sagt: "Nur einen Blick von dir, und ich bin reich." Oder: "Verachte mich nicht, ich kann dir noch nützlich werden.

Thymian. Thätigkeit. 

Fliegen von allen Gestalten, Käfer von allen Farben, die emsigen Bienen und flatternden Schmetterlinge umgeben fortwährend die blühenden Büschel des Thymians. Vielleicht erscheint diese bescheidene Pflanze den muntern Bewohnern der Luft, die nur einen kurzen Frühling leben, als ein großer und hochbejahrter Baum, mit unverwelklichem Grün bedeckt, an welchem die Blüthe wie reiche Füllhörner glänzen, alle für sie voll des süßesten Honigs.

Die Griechen hielten den Thymian für das Symbol der Thätigkeit; sie hatten gefunden, daß sein Wohlgeruch, der den Kopf stärkt, den Greisen sehr heilsam sey, denen er Gewandtheit, Kraft und Stärke verleiht.

Thätigkeit ist eine Tugend, die bei dem Krieger sich stets dem wahren Muthe anschließt. Deshalb stickten die schönen Jungfrauen ehemals in die Scherfen ihrer Ritter eine Biene, die um einen Thymianzweig schwärmt. Dies Sinnbild sollte demjenigen, der es empfing, den versteckten Rath geben, mit Tapferkeit auch schonende Sanftmuth zu verbinden.
Quelle: Charlotte de Latour


Mittwoch, 27. Februar 2013

Die Linde


Bild: Leo Michels
Die Linde gehört zur Familie der Lindengewächse. Ein weiterer Name ist Leinbaum. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli.

Als Heilwirkungen werden ihr zugeschrieben: sie ist schweißtreibend, schleimlösend, fiebersenkend, immunisierend, krampfstillend, entspannend, beruhigend.

Die Blumensprache sagt: (Blüte) "Ruhe sanft, träume süß und denk an mich."

Die Linde ist ein Symbol für eheliche Liebe, Zärtlichkeit, Sehnsucht, Verlöbnis, Güte, Gastfreundschaft, Gerechtigkeit, Heimat.

Die Linde. (von Charlotte de Latour alias Louise Cortambert)

Eheliche Liebe.
Bild: Leo Michels
Baucis wurde in eine Linde verwandelt. Der Lindenbaum ist daher das Sinnbild der ehelichen Liebe. Wenn man die Bäume, Pflanzen, Blumen und Kräuter näher betrachtet, welche in den Mythen des Alterthums eine allegorische Deutung erhalten haben, so muß man den Scharfsinn bewundern, mit welchem sie die Eigenthümlichkeiten dieser Gewächse dazu benutzt haben, um die ausgezeichneten Eigenschaften derjenigen bildlich anzudeuten, die in die erstern, der Sage nach, verwandelt worden sind.

Schönheit, Liebreiz, Einfachheit, Sanftmuth, und unschuldiger Schmuck sind zu allen Zeiten die Eigenschaften und Vollkommenheiten einer zärtlichen Gattin gewesen. Alle diese Eigenschaften findet man auch an der Linde. Sie bedeckt sich jeden Frühling mit lieblichem Grün, sie verbreitet sanfte Wohlgerüche, sie spendet den jungen Bienen in ihren Blüthen den süßesten Honig, und den Frauen biegsame Zweige, woraus sie oft kunstreiche Arbeiten verfertigen.

Alles gewährt Nutzen an diesem schönen Baum. Man preßt aus seinen Blüthen ein lieblichduftendes Wasser, aus seiner weichen Rinde macht man Matten, Seile und Hüthe. Wie melodisch rauschen seine schönen Blätter, wenn sie erst frisch ausgeschlafen sind, bewegt vom Hauche des Windes!

Bild: Leo Michels
Diese junge Blätter scheinen aus einen feinern schimmernden, und geschmeidigen Stoff gemacht zu seyn, als die Seide, in dem Glanz sie strahlen. Man wird es nicht müde, die breiten schattigen Wölbungen der Linde zu betrachten; immer möchte man unter ihrem Schirme ruhen, ihr leises Murmeln belauschen, ihre aromatischen Düfte einathmen.

Der stolze Kastanienbaum, die schlanke Akazie haben der Linde ihr Vorrecht, öffentliche Plätze und Spaziergänge zu verschönern, zwar streitig machen wollen, aber sie werden sie nie ganz verdrängen. Sie wird der Schmuck der Gärten, der Vorplätze vor den Lustschlössern der Reichen bleiben, eine Wohlthäterin für den Armen, den sie wärmt, und dem sie ihr Holz zu Geräthschaften und selbst zu Schuhen liefert.

Im Sommer kühlet sie den, der in Sonnengluth
verschmachtend, unterm Schutz der breiten Zweige ruht.
Und den Erstarrten wärmt, deckt Schnee und Eis die Erde,
Ihr Holz, das Feuer sprüht Im Ofen, auf dem Herde.

Bei ihrem Anblick mag sich jede Gattin stets an Baucis erinnern, das Muster ehelicher Liebe, treuer und anspruchloser Genügsamkeit.

Baucis verwandelte linst Zeus In eine Linde,
Philemon schuf er um in einen Eichenbaum,
Damit dies treue Paar, vereint auf engem Raum,
Mit seinen Wurzeln sich noch liebevoll umwinde.
In ihrem Schatten ruh' ein gleichgesinntes Paar,
Das in des Erdenlebens Blüthenstunden
Schuldlose Lieb' an Hymens Traualtar
Mit Myrthenketten fest verbunden,
Und schwelge noch an seines Lebens Ziel,
In seiner Jugend seeligstem Gefühl,
Sind auch der Jahre viel' ihm längst verschwunden.
(Quelle: Charlotte de Latour: "Die Blumensprache oder Symbolik des Pflanzenreichs")

Die Geschichte um Baucis und Philemon auf Wikipedia.

Ein bekanntes Volkslied behandelt den Lindenbaum

Der Lindenbaum
Wilhelm Müller, 1822 (1794-1827)

Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum
Ich träumt in seinem Schatten
So manchen süßen Traum
Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebes Wort
Es zog in Freud und Leide
|: Zu ihm mich immer fort :|

Ich mußt auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht
Und seine Zweige rauschten
Als riefen sie mir zu:
"Komm her zu mir, Geselle
|: Hier findst du deine Ruh :|

Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht
Der Hut flog mir vom Kopfe
Ich wendete mich nicht
Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von diesem Ort
Und immer hör ich's rauschen:
 |: "Du fändest Ruhe dort :|

Gedichte

Bei einer Linde

Seh ich dich wieder, du geliebter Baum,
In dessen junge Triebe
Ich einst in jenes Frühlings schönstem Traum
Den Namen schnitt von meiner ersten Liebe?

Wie anders ist seitdem der Äste Bug,
Verwachsen und verschwunden
Im härtren Stamm der vielgeliebte Zug,
Wie ihre Liebe und die schönen Stunden!

Auch ich seitdem wuchs stille fort, wie du,
Und nichts an mir wollt weilen,
Doch meine Wunde wuchs - und wuchs nicht zu,
Und wird wohl niemals mehr hienieden heilen.

(Joseph Freiherr von Eichendorff)

Heidekraut

Bild: Leo Michels
Das Heidekraut gehört zur Familie der Heidekrautgewächse. 

Man nennt es auch Erika, Blutglöckchen, Besenheide, Brandheide, Brauttreue. Die Blütezeit ist von Juni bis Oktober. 

Dem Heidekraut wird als Heilwirkung zugeschrieben: es soll harntreibend, blutreinigend, desinfizierend, stoffwechelfördernd, entzündungshemmend, schmerzstillend, beruhigend und herzstärkend wirken.

In der Symbolik bedeutet Heidekraut Tod, Kargheit, Leere, Trauer, Verdammnis.

Die Blumensprache sagt: "Ich liebe die Einsamkeit."
Oder: "Besuche mich in meiner Einsamkeit."



Charlotte de Latour über das Heidekraut

Haidekraut. Einsamkeit. 

Bild: Leo Michels
Auf den Wiesen stehen Blumen, auf den Feldern keimen Saaten empor, auf den Hügeln sieht man grüne Weinranken und auf den Gebirgen dunkle Wälder. O ihr glücklichen Landbewohner! Ihr könnt Euch auf dem grünen Teppich der Wiesen an kunstlosen Tänzen erfreuen, ihr bekränzt Euch mit den Kornähren der Ceres, ihr labt Euch an den Gaben des Bacchus und Ihr ruht in den Schatten der Wälder. Ihr könnt es, denn alles gewährt dem glücklichen Genuß.

Von der Schwermuth geleitet, will ich meine Schritte nach jenem entlegenen Orte richten, den das unbeachtete Haidekraut, die Einsamkeit liebend, dem Fleiße des Menschen streitig macht. Hier, ruhend unter den Schatten eines kleinen Gesträuchs, will ich mich ernsten Betrachtungen überlassen, und bald werden von allen Seiten Unglückliche, Leidende, Gebeugte, wie ich, mich umgeben.

Das Rebhuhn, seiner jungen Brut beraubt, aus seinem Gebüsche verscheucht; die Hündin, verfolgt von Hunden, der Haase, aufgescheucht von ihrem Gebelle, und das scheue Kaninchen, das anfänglich vor meinem Anblick zurückschaudern wird. Bald werden sie aber alle mit mir und meinen Thränen vertraut seyn, sie werden sich an meinen Anblick gewöhnen und vielleicht zu meinen Füßen Schutz vor den Verfolgungen der Menschen suchen!

Auch Ihr umschwärmet mich, arbeitsame Bienen! Wenn ich einen Zweig des Haidekrautes in meinem einsamen Gebiete pflücke, so kommt ihr wohl gar summend zu meiner Hand, um den Honig dort einzusaugen, den ihr einsammelt. Ach! nicht für Euch selbst, nur für Andre! Und ihr, muntern Haselhühner, mit den kreischenden Stimmen! Ihr werdet für mich und Euch die Zeit messen, die dahin flieht, und in dieser Oede keine Spur, aber auch keine Reue zurückläßt.

Süße Tauben, zärtliche Nachtigallen! Euer Girren und Eure Seufzer sind für die Wohlgerüche duftenden Lustwälder gemacht. Aber ich werde mich nicht mehr in ihren Schatten freundlichen Träumen überlassen. Die rauhe Stimme des Bewohners dieser Wüste macht mich schüchtern und erstarren. Für mich hat sie einen geheimen Reiz. Bei'm ersten Strahl des Mondes wird diese traurige Stimme durch die Luft tönen. Der König dieser Einsamkeit, der Uhu, wird den hohlen Stamm einer Jahrhundert alten Eiche verlassen, und sich auf einen Zweig schwingen, der seinen Thron von Moos verbirgt; seine Stimme erschreckt die furchtsame Geliebte, die ängstlich die Stunden der Abwesenheit zählt; die Mutter, wachend am Bette ihres einzigen Kindes, das im Fieberschauer liegt, erfüllt sie mit schrecklichen Ahnungen; aber sie tröstet auch den Unglücklichen, dem Alles, was ihm hienieden lieb und theuer war, das finstre Grab verschlungen hat. —

Oft erweckten Dich, schwermüthiger Young! dieser schauervollen Töne, um Dich an Tod und Unsterblichkeit zu erinnern; oft weckten sie auch mich, und wenn sie mich auch nicht, wie Dich, zu erhabenen Gesängen begeistern, so erinnern sie mich doch an die Nichtigkeit der gehaltlosen Freuden einer verderbten Welt und flößen mir Liebe zur Einsamkeit ein.

Im milden bunten Weltgewühle,
Das unbefriedigt nur zerstreut, erschlafft
Zur Uebung ernster Pflicht die Kraft,
Ersterben all' die besseren Gefühle
Mir Ruhe, fromme Häuslichkeit;
Nur, von der großen Welt geschieden,
Fern von Verfolgung, Haß und Neid,
Erlangt das stürm'sche Herz den Frieden,
Wo ein Asyl dem Lebensmilden,
Die Freundschaft und die Liebe beut.


Gedichte

Sommer
Hermann Löns (1866-1914)

Über die Heide ziehen Spinneweben
Von Halm zu Halm ihr silberweißes Tuch,
Am Himmelsrande weiße Wölkchen schweben
Und weißes Wollgras wimpelt überm Bruch.

Es glüht die Luft wie ein Maschinenofen,
Kein Menschenleben regt sich weit und breit,
Der Baumpieper nur schmettert seine Strophen
Und hoch im Blau der Mäusebussard schreit.

In rosa Heidekraut den Leib ich strecke,
Das Taschentuch ich auf die Augen breit',
Weit von mir ich die schlaffen Glieder recke
Und dehne mich in süßer Müdigkeit.

O Grabesschlaf, wollüstiges Genießen!
Wenn dieser müde Menschenleib verwest,
Wenn die Atome auseinanderfließen
Und Glied an Glied sich reckend, dehnend löst.

Im Heidekraut
Heinrich Gassert, 1905
Aus der Sammlung Heimatstrauß

Wenn wir Kinder Ziegen hütend
Droben auf dem Hügelhang
Tief im braunen Heidkraut lagen,
War bald ein Gespräch im Gang.

"Über uns, dort wo die Tannen
Rings um alte Steine steh'n,
Sahen längst verstorb‘ne Leute
Geister um den Hügel geh'n."

"Stand vor vielen, vielen Jahren
Hier einmal ein altes Schloß.
Mitternachts zur Geisterstunde
Wiehert oft dort noch ein Roß."

"Auch ein Schatz liegt da begraben,
Neulich suchten sie darnach.
Bis Schlag Zwölfe aus dem Boden
Zischend eine Flamme brach."

"Einmal saß ich selbst dort oben,
Auf den Resten eines Walls.
Plötzlich stand ein Reh daneben,
Hergezaubert jedenfalls."

"Ja, und unsre alte Kirche
Noch aus Klosterzeiten stammt.
Bis auf heut' zwei Klosterfrauen
Sind zum Geistern dort verdammt."

"Habe selbst sie klagen hören
Manche Nacht gar schauderbar
Drüben auf dem Kirchendache,
Wenn's nicht eine Eule war.

"Dann dort unten, wißt's ja alle,
Wo ein Pfahl der Stadt zuweist,
Läuft ein Feldweg schnurgerade,
Den man noch den Rempart heißt."

"Rempart heißt auf gut französisch
Wallgang: und das kommt daher,
Weil man dort vor den Franzosen
Sich verschanzte kreuz und quer."

"Sollen dort begraben liegen
Viel Soldaten. Oft genug
Kommt man noch auf alte Knochen
Jedes Frühjahr mit dem Pflug."

"Als ich kurz erst meinem Paten
Pflügen half am selben Ort,
Bin ich selbst auf was getreten,
Arm' und Beine lagen dort."

"Ho, hoiho, das ist gelogen!"
Scholl's da aus der kleinen Schar.
"Immer wenn du was gesehen,
Ist die Hälfte dran nicht wahr!"

Und da ward ich denn gehauen,
Doch im Scherz nur und zum Spaß.
Denn beim nächsten Haidkrautliegen
Hieß es doch: "Erzähl' uns was!"


Rainweide - Liguster



Bild: Leo Michels
Die Liguster, oder selten Rainweide genannt, sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Ölbaumgewächse.

Die Blumensprache sagt: "Hast du mich schon vergessen, da du mich gar nicht mehr beachtest?"











Und was sagt die Kennerin der Blumensprache, Charlotte de Latour über die Liguster?

Rainweide; Vertheidigung. 

Warum haben Sie denn nicht eine starke Schutzwehr von stachlichen Dornen statt dieser Reihe von blühenden Rainweiden um Ihren Garten gepflanzt? fragte eine junge Mutter einen Dorfgeistlichen.

Liguster-Blüte
Bild Leo Michels
Dieser versetzte: „Wenn Sie Ihrem Töchterchen ein gefährliches Vergnügen untersagen, so suchen Sie durch ein freundliches Lächeln auf ihrem Munde diesem Verbot mehr Eingang zu verschaffen. Aus Ihrem Blick spricht Zärtlichkeit, und wenn die Kleine sich doch widerspenstig zeigt, so bietet ihre mütterliche Hand ihr ein Spielzeug dar, das sie beruhigt."









Frucht der Liguster
Bild: Leo Michels
„So soll auch diese Einzäunung von Rainweiden nur die Zudringlichen und Unbescheidenen abhalten, ohne sie zu verwunden, und selbst denen, welchen sie den Eintritt versagte, noch freundliche Blüthen darreichen."

Dienstag, 26. Februar 2013

Gedichte über Blumen und Blumensprache

Bild: pixabay

Wie auch schon in einigen anderen Beiträgen, lege ich besonderen Wert darauf, dass hier in meinem Blog hauptsächlich Dichter vorgestellt werden, die zum Einen in der Zeit gewirkt haben, in der die "Blumensprache" eine "Sprache" von großer Bedeutung war und die zum Anderen nicht vielfach im WWW zu finden sind. Es mag sein, dass die Sprache bzw. Ausdrucksweise der damaligen Zeit für uns heute etwas fremd klingt. Vielleicht gerade deshalb und in der heutigen schnelllebigen Zeit, sollte man sich auch ab und zu mit den Dichtern und Denkern der Zeit unserer Vorfahren beschäftigen, denn sie hatten ein ganz anderes Verhältnis zur Natur. Ob das wohl nicht manches Mal auch zum Nachdenken anregt?

Preisgesang auf die Blumensprache. 

Es deuten die Blumen des Herzens Gefühle,
Sie sprechen manch heimliches Wort;
Sie neigen sich traulich am schwankenden Stiele,
Als zöge die Liebe sie fort.
Sie bergen verschämt sich im deckenden Laube,
Als hätte verrathen den Wunsch sie dem Raube.

Sie deuten im leise bezaubernden Bilde
Der Frauen, der Mägdelein Sinn:
Sie deuten das Schöne, die Anmuth, die Milde,
Sie deuten des Lebens Gewinn:
Es hat mit der Knospe, so heimlich verschlungen,
Der Jüngling die Perle der Hoffnung errungen.

Sie weben der Sehnsucht, des Harmes Gedanken
Aus Farben ins duftige Kleid.
Nichts frommen der Trennung gehässige Schranken,
Die Blumen verkünden das Leid.
Was laut nicht der Mund, der bewachte darf sagen,
Das waget die Huld sich in Blumen zu klagen.

Sie winken in lieblich gewundenen Kränzen
Die Freude zum festlichen Kreis,
Wenn flatternd das ringelnde Haar sie umglänzen,
Dem Bachus, der Venus zum Preis;
Denn arm sind der Götter erfreuende Gaben,
Wenn Leyer und Blumen das Herz nicht erlaben.
Pl.

Seine Blumen. 

Tausend der Blumen blüh'n in meinem Garten.
Schon durch des Jennerschnees krystallne Rinde
Drängen sich frühlingahnend des Galanthus
Silberne Glöckchen.

Tief^im Gesträuche schwillt die Anemone,
Rings auf den Beeten glänzt der güldne Krokos.
Heimlich erröthend strömt das blode Veilchen
Köstliche Düfte.

Lockt dich der Schmelz der vielgefärbten Primel?
Freut dich der Silberstaub der Sammtaurikel?
Liebst du vielleicht der liebesiechen Echo
Blendenden Günstling?

Tausend der Blumen funkeln in dem Kranze,
Welcher des Sommers glühn' de Schläfe kühlet,
Lilie du, und Nelk' und du, o Rose,
Cypriens Brautschmuck.

Tausend der Blumen blüh'n in meinem Garten,
Oftmal pflückt' ich die duftigsten, die schönsten;
Barg sie zunächst ans Herz mir, wahrte sorgsam
Tief sie im Busen.

Dir sie zu geben, wenn der Abend wehte,
Dir sie zu reichen, wenn der Abschied schallte,
Daß sie ein leises "Gedenk' mein" dir hauchten,
Schmachtet' und brannt' ich.

Aber mich hielt die Angst, die arme Gabe
Ach, verschmäht zu sehn von der Hochverehrten.
Traurig entwandt ich dir mich, meine Blumen.
Welketen traurig.

Klein und gering ist die Gabe treuer Liebe.
Aber verschmäht zu sehn die arme Gabe,
Knicket des Lebens Blume, stößt den Mordstahl
Tief in das Herz mir.
L. Th. Kosegarten *)


Die Blumenchiffre. 

Eine Eugenia sah' ich, vermählt dem edlen Platanus,
Froh des vertraulichen Schirms, blüheten Blumen umher;
Jegliche anders gefärbt, und jegliche anders gestaltet,
Jegliche anders begabt von der Natur und dem Gott.
Schwermuth duftend entgegen der strahlenden Sonne der Schönheit,
Wendend den ahnenden Blick, schoßte der Heliotrop.
Brennender blüht' und brannte zugleich die schöne Irora.
Stilleren Reizes zunächst senktest du blöde den Blick,
Holde Mimosa. Es hing der gedankenhauchende Diptam
Schweigsam das sinnige Haupt. Göttern und Menschen geliebt,
Funkelt im Schmelz des Rasens die tausendblättrige Bellis.
Ein Schneeglöckchen entsproß keimend dem grünenden Grund.

Schlanke Eugenia, dir, gestützt auf deinem Platanus,
Danket der schimmernde Strauß reinen harmonischen Sinn.
Streb' empor in freudiger Kraft, getränkt von Aurorens
Duftigsten Thränen, von Gäa's kräftigstem Marke genährt.
Spät laß sinken, Geliebte, die liebesäuselnden Blätter.
Spät einst welkend, verstreu' welkend den süßesten Duft.
Schön und bedeutend verwallt der Blum' unschuldiges Leben;
Friedlich durchblüht sie des Seyns freundlich beschlossenen Kreis,
Giebt nach verströmtem Duft und verstreutem Samen dem Aether
Farb' und Geruch, den Stoff ruhig der Tellus zurück. 
L. Th. Kosegarten.*)

Tellus = (lateinisch „Erde“) ist in der römischen Mythologie die Gottheit der mütterlichen Erde.

Gäa, ist in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde und eine der ersten Götter.


Aether steht hier offenbar für "der blaue Himmel"

Bellis = Gänseblümchen


Quelle: "Taschenbuch der Blumensprache oder Deutscher Selam, mit einer Anthologie aus den besten Dichtern zur Charakterisierung der Pflanzen Deutschlands" von J. M. Braun


*) Ludwig Gotthard Kosegarten geb. am 1. Februar 1758 in Grevesmühlen; gest. am 26. Oktober 1818 in Greifswald; war langjähriger und berühmter Pastor der Pfarrkirche Altenkirchen auf Rügen, später Professor an der Universität Greifswald. Er hat sich auch als Dichter einen Namen gemacht. (Quelle: Wikipedia)