Montag, 28. Januar 2013

Flieder

Bild aus: Deutschlands Flora
in Abbildungen (1796)

Der Flieder gehört zu der Familie der Ölbaumgewächse. Andere Namen bzw. Volksnamen sind Syringe, Lilak, Türkischer Flieder. 

Die Blütezeit ist von April bis Mai. Flieder wirkt als Heilpflanze fiebersenkend, schmerzlindernd, beruhigend, verdauungs-regulierend. 

In der Symbolik bedeutet Flieder zarte und heftige Frühlingsgefühle, Schutz.

Die Blumensprache sagt: "Wirst du mir auch treu sein?" oder auch "Lass mich nicht warten!"



Spanischer Flieder


Edouard Manet
Flieder und Rosen
Man hat den spanischen Flieder zum Sinnbild der ersten Regungen der Liebe gemacht, weil es für ein gefühlvolles Herz nichts erfreulicheres gibt, als die ersten Zeichen des wiederkehrenden Frühlings. Der frische Schmelz der Wiesen, die Biegsamkeit der Zweige, die Fülle der Blumen, ihre so schnell vorübergehende Schönheit, ihre mannigfaltigen und zarten Farben, alles erinnert uns an die himmlischen Aufwallungen der ersten Liebe, wodurch die Schönheit noch anmuthiger wird und wo eine göttliche Begeisterung die Brust des Jünglings und der Jungfrau schwellt. 





Bild: Leo Michels
Kein Maler der Grazien, selbst wenn ihm die Liebe die Palette gereicht, hat je es in seiner Kunst so weit bringen können, solche liebliche frischen Farben auf die Leinwand zu zaubern, als die Stirn und die Wangen der Jugend schmücken, wenn das Feuer der ersten erwachten Sehnsucht in ihren Augen glänzt. Dieses Schmachten, dieses schüchterne Erröthen, diese Ahnung mit empfundener Wonne, die aus allen Mienen spricht, ist unnachahmlich. Eben so läßt der berühmteste Blumenmaler seinen Pinsel bei einem Strauß von Flieder unschlüssig sinken. Die Natur scheint den Vorsatz gehabt zu haben, aus jedem blühenden Fliederbüschel ein Ganzes zu bilden, das durch die Mannigfaltigkeit und Zartheit seiner einzelnen Theilchen die höchste Bewunderung erwecken soll. Die Abstufung der Farben von der purpurrothen Knospe bis auf die sich entfaltenden Blüthen, ist der geringste Reiz dieser lieblichen Gruppen, welche von den Strahlen der Sonne beschienen, in tausenden wechselnden Nuancen , sich dem staunenden Auge darstellen. 

Blumenstilleben Flieder und
Tulpen  von Lovis Corinth
Diese ewigen Verwandlungen in den verschiedenen Tinten überzeugen den Maler, daß alle seine Kunst hier scheitern muß, und entlocken dem Beschauer Bewunderung. Welchen mühsamen Fleiß hat die Natur darauf verwendet, um diese schwache Staude hervorzubringen, die nur dazu geschaffen zu seyn scheint, die Sinne zu ergötzen! Welch ein Verein von Wohlgeruch, Frische, Anmuth, Zartheit, um ein schönes Ganzes zu bilden!

Es leidet wohl keinen Zweifel, daß die Vorsehung, bei der Schöpfung dieser Pflanze, sie zu einem Verbindungsmittel zwischen Europa uns Asien bestimmt hat. Der Flieder, welchen der reisende Busbeck*) uns zuerst aus Persien gebracht, wächst jetzt auf den Gebirgen der Schweiz und in den Gärten Deutschlands. 

Anmerkung:
*) Im Jahre 1560 schickte der österreichische Gesandte bei der "Hohen Pforte", Ogier Ghiselin de Busbeck, den ersten Flieder in seine Heimat.

Wenn die Nachtigall, heimkehrend von ihrer Reise, ihn in wärmeren Zonen noch bei Weinranken blühend erblickt, feiert sie ihren zweiten Lenz.

Und hier erzählt sie, schwingend ihre Flügel,
Im Then sich badend, der begrünten Flur,
Dem dunklen Hain, dem traubenreichen Hügel,
Was sie für Abentheuer jüngst erfuhr;
Sie malet mit verschönten Farben
Der fremden Städt' und Schlösser Pracht,
Den goldnen Glanz gereifter Garben,
Die dort den Schnitter reich gemacht;
Und lehrt sie ihre Kleinen fliegen,
Macht sie sogleich prophetisch kund,
Wie einst bei ihren künftgen Zügen,
Umflattern sie der Erde rund,
Ein Lied auf ihren kleinen Kehlen
Begeistern wird die weichen Seelen
Zu Hymons wonnenreichem Bund.
Das sanfte Lied der Nachtigallen,
Dringt aus dem Flieder es hervor,
Ergötzet nicht allein das Ohr;
Es muß dem Herzen auch gefallen.

(Aus "Die Blumensprache oder Symbolik des Pflanzenreichs. Nach dem französischen der Frau Charlotte de Latour von Karl Müchler. Berlin 1820 - Die Schreibweise wurde beibehalten.)



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