Freitag, 15. Februar 2013

Mistel

Mistel Blüte - Bild Leo Michels
Die Mistel steht als Symbol für Wintersonnenwende, Vegetationssegen, Fruchtbarkeit und Wachstum, Glücksbringer, Unterweltsöffner.

Sie gehört zu den Loranthaceaen.

Andere Namen: Marentaken, Mardistel, Alpranke, Hexenbesen, Affolter, Gespensterrute, Trudenfuß, Wintergrün.

Die Blütezeit ist von Februar bis Mai.

Als  Heilwirkungen werden ihr zugeschrieben: wundheilend, schmerzlindernd, krampflösend, immunisierend, blutdrucksenkend, beruhigend, blutdruckregulierend.


Mistel Frucht - Bild Leo Michels
In der Symbolik bedeutet die Mistel Schlüssel zum Unbewussten und zur Welt der Ahnen, das Gesetz von Tod und Wiederaufstehung, Glück, Freiheitsdrang. Die Blumensprache sagt: "Ich überwinde alle Hindernisse."

Die Mistel - von Charlotte de Latour

Die Mistel

Ich übersteige alle Hindernisse. Die Mistel ist ein kleines Gewächs, das auf dem Wipfel der höchsten Bäume wächst; die stolze Eiche wird ihr dienstbar und nährt sie mir seinen Säften. Die Druiden hegten eine große Ehrfurcht für eine so schwache Pflanze, weil sie der stärksten überlegen war. Der Tyrann der Eiche schien ihnen eben so furchtbar für Götter und Menschen. Sie hatten davon nachstehende Sage:

Einst sagte Balder zu seiner Mutter Freia, daß er geträumt habe, er würde sterben. Freia beschwor das Feuer, die Erze, die Seuchen, das Wasser, die Thiere, ihrem Kinde kein Leid zuzufügen, und die Beschwörungen waren auch so wirksam, daß sich ihnen keiner entgegen zu setzen wagte.

Balder ging also keck in den Kampf wider die Götter, mitten unter ihren Pfeilen, ohne sich zu fürchten. Loke, sein Feind, forschte nach dem Grunde; er verkleidete sich in ein altes Weib und ging zur Freia. „in allen Schlachten," sagte er zu ihr: „fallen Pfeile und selbst Felsstücke auf Deinen Sohn Balder, ohne daß sie ihn verletzen; woher kommt das?"

Ich glaub' es wohl, antwortete Freia: alle diese Dinge hab' ich besprochen. Nichts in der ganzen Natur kann ihm schädlich werden. Nur ein kleines Gewächs hab' ich davon ausgenommen, weil es mir zu unbedeutend schien. Es wächst auf der Rinde der Eiche, fast ohne Wurzel und ohne Erde: es heißt Mistel. Loke entfernte sich darauf und suchte dieses kleine Gewächs.

Jetzt eilte er in die Versammlung der Götter, während sie wider den unverwundbaren Balder kämpften. Schon ihre Blicke sind Pfeile. Er näherte sich dem blinden Heder. Warum kämpfest Du nicht wider Balder? fragte er. Ich bin blind, antwortete dieser: und es fehlt mir an Waffen. Loke gab ihm eine Mistel und sagte: Balder steht vor Dir! Der blinde Heder warf sie nach dem Feinde, er sank todt nieder. So wurde der unverwundbare Sohn einer Göttin durch die von einem Blinden auf ihn geschleuderte Mistel getödtet.

Daher schreibt sich die Ehrfurcht, welche die alten Gallier für dieses Gewächs hegten. (Alte Schreibweise wurde beibehalten.)

Der Blumenknabe - Gedicht Ernst Moritz Arndt

Foto: pixabay

Der Blumenknabe 

Ich ging hinaus im grünen Mai,
Ein Kränzlein wollt ich mir pflücken,
Und Blümlein bunt und mancherlei,
Sie lockten und winkten Entzücken
Und wie ich die süßen besah und besann,
Da fingen die Köpfchen zu rühren sich an
Und red'ten mit freundlichem Nicken.

Zuerst die Rose neigt ihr Haupt,
Hub an also mir zu sprechen:
Halt! rascher Knabe! ist's erlaubt,
So sorglos die Schöne zu brechen?
Vernimm erst geduldig der Wörtchen zwei, drei,
Sonst möchte im Herzen die bittere Reu'
Mit Thränen die Sterbende rächen.

Ich heiße Blumenkönigin,
Die Erstlingstochter der Liebe,
Trag stolzen Muth und hohen Sinn,
Vereint mit zärtlichem Triebe.
Und hegst du Hoheit und Treu' in der Brust,
So pflücke den Liebling der Sonne mit Lust,
So pflücke die Blume der Liebe.

Die Lilie sprach: Der Unschuld Preis
Schmückt baß denn Perlen und Seiden,
Bist innen du und außen weiß,
Wie Kindlein fromm und bescheiden;
So pflücke nur immer in Freuden mich ab,
So werde dein Busen das züchtige Grab
Der weißesten Blumen der Haiden.

Das holde Veilchen auch herfür
Das Köpfchen regte zur Sonne,
Stand da in stiller Demuth Zier
Und hauchte himmlische Wonne.
Doch was es geflüstert, vergessen ist's mir,
Die Augen mir flossen, wie Brünnelein schier
Entfließen der berstenden Tonne.

Mit ihr kam auch das Schwesterherz
Das Sinnbild heiliger Frommen,
Die Nachtviole grau, und Schmerz
Die Brust mir machte beklommen.
Was da mir geschehen, verstehe ich nicht.
Mir däuchte, ich sehe ein Engelgesicht
Mit liebenden Augen mir kommen.

Es sprach: Du siehest dein Lebensbild
In süßen, lieblichen Farben;
Denn was dem Frühling schön entquillt,
Das mähet der Sommer zu Garben.
Stets gehet und kehret der sonnige Strahl,
Doch Menschen vergehen wie Blumen im Thal
Und wie ihre lenzigen Farben.

Schau, Liebestreu und Liebeshuld,
Wie fliegt sie hin mit der Rose!
Das Kind der Demuth und Geduld
Was ziehet das Veilchen für Loose?
Die Lilie, die weiße Narcisse zugleich,
Sie liegen verwelket noch bleicher als bleich:
So schwindet das Schöne und Große.

Und weinend mußt' ich abwärts gehn,
Durft' keine Blume mir brechen;
Doch standen alle fromm und schön
Und schienen so freundlich zu sprechen.
Wann wird es im Herzen mir wieder gesund,
Wann wird mir der Maimond mit schmeichelndem Mund
Treulieb' und Blumen versprechen?

E. M. Arndt.

Der Text stammt aus dem Buch: "Taschenbuch der Blumensprache: Oder, deutscher Selam. Mit einer Anthologie aus den besten Dichtern zur Charakterisirung der Pflanzen Deutschlands" von J. M. Braun aus dem Jahr 1843

Ernst Moritz Arndt, geb. 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz auf Rügen, damals Schwedisch-Pommern; gest. 29. Januar 1860 in Bonn, deutscher Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationanlversammlung.

Kamille


Bild Leo Michels
Die Kamille gehört zur Familie der Korbblütler. Andere Namen für Kamille: Mutterkraut, Hermännchen, Kammerblume, Kühmelle, Haugenblume.

Die Blütezeit der Kamille ist von Mai bis September.

Die Kamille ist eher als Heilpflanze bekannt. Sie hilft bei Entzündungen, Erkältungen, wirkt wundheilend, entgiftend, krampflösend und beruhigend.

In der Symbolik hat die Kamille folgende Bedeutung: Schutz, Heilung, gesunde Mutterschaft, Tugend, Beruhigung.

Die Blumensprache sagt: Alle deine Wünsche mögen in Erfüllung gehen.
Andere Quelle: Nie hat mein Aug' nach Andern hingeschaut. (Matricaria Parthenium)

Bild Eka

Ein Ausschnitt aus einem aus dem Jahr 1831 stammenden Buch: "Populäre Botanik oder fassliche Anleitung zur Kenntniss der Gewächse" von Christian Ferdinand Hochstetter:

Das Mutterkraut, die Kamille (Matricaria) kommt durch den nackten Fruchtboden und die Beschaffenheit des Kelchs, wie auch durch die Beschaffenheit der Blumen und Samen mit der vorigen Gattung sehr überein; nur sind die Kelchschuppen weniger dachziegelartig geordnet, sondern fast von gleicher Länge, und der Fruchtboden ist mehr gewölbt, bei der zweiten Art sogar kegelartig und fast walzenförmig. Es sind stark riechende, durch sehr wirksame Eigenschaften heilsame Arzncikräuter.

Strahlenlose Kamille - Bild von Leo Michels
l.) Das gemeine Mutterkraut, der Metterich oder Metram (M. Parthenium) kommt auf Mauern, Schuttplätzen und Felsen hin und wieder wild vor, und wird in Gärten häufig gezogen; es hat fiedrig' zusammengesetzte, graue Blätter, mit eiförmig -länglichen, fiederartig - gespaltenen, stumpfen Fiederblättchen, und die Blumen, welche einen kurzen, weißen Strahl haben, der oft auch ganz fehlt, doldentraubig gestellt. Der Geschmack der Blumen ist sehr bitter und der Geruch äußerst stark, man benutzt sie wie Nr. 2

2.) Das echte Mutterkraut, echte Kamille, gemeine Kamille, Feldkamille, Hermel, gemeiner Romen (M. Chamomilla) findet sich fast in allen Gegenden Deutschlands unter der Saat, und gehört unter die wichtigsten Arzneikräuter, die Blumen sind allgemein als krampfstillender und magenstärkender Tee im Gebrauch, man bereitet aus ihnen durch Destillation ein dunkelblaues, ätherisches Oel. Da diese Pflanze mit einigen ihr ähnlichen Kräutern, namentlich der folgenden Gattung verwechselt werden kann so ist es wichtig, sie genau unterscheiden zu lernen: sie hat einen aufrechten, 1 — l 1/2 Fuß hohen Stengel mit gegliederten, unbehaarten Blättern, deren Fiederchen wieder sehr fein fiederartig gespalten sind; die nicht sehr großen, weißstrahligen Blumen zeigen, wenn man die gelben Röhrenblümchen und die Samen alle herauszupft, einen kegelförmigen oder walzigen, nackten Fruchtboden, und dies ist nebst dem eigenthümlichen, süßlich-angenehmen und starken Geruch der Blumen das Hauptkennzeichen. Sie blüht vom Juni bis August. Auch zum Gelbfärben kann die Kamille angewendet werden.
(Die alte Schreibweise wurde teilweise beibehalten)

Donnerstag, 14. Februar 2013

Distel

Blüte einer Distel - Foto Eka

Die Distel ist keiner Familie zuzuordnen, da es sie in verschiedenen Formen gibt. Egal welche Formen und zu welcher Familie die Disteln gehören, sie sind in der Landwirtschaft und in Gartenbau ein großes Problem.

Schon in der Bibel taucht folgende Stelle auf: "Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen ... " (1. Mose 3,17f).

Es gibt aber verschiedene Distelarten, denen Heilwirkungen zugeschrieben werden, zum Beispiel der Mariendistel. Tyrtamos von Eresos, der große Arzt und Philosoph der griechischen Antike kannte bereits die Wirkstoffe der Mariendistel  als leberwirksames Mittel.

Blütenknospe - Foto Eka
Die Bedeutung in der Symbolik ist: irdische Mühsal, Leid, Härte, geistige und körperliche Vertrocknung, das Böse aber auch den Schutz davor, Abwehrbereitschaft, Unabhängigkeit.

Die Blumensprache sagt: "Deine Reden und dein Betragen verwundern mich tief." In der älteren Literatur: "Fliehe meine Nähe."



Die Mariendistel

Foto: Wikipedia, gemeinfrei
Die Marien-Distel (Carduus Marianus). Aus der Gattung der eigentlichen Distel ist es wohl diese Art allein, welche in den Gärten zur Zierde gepflanzt wird; sie ist einjährig, wächst im südlichen Europa wild, bekommt einen 4 — 6 Fuß hohen ästigen Stengel, hat ziemlich große, lebhaft grüne, glänzende, mit breiten weißen Adern und Flecken gezeichnete (selten ungefleckte) Blätter, und große purpurfarbige (selten weiße), aufrechte, auf starken, langen Stielen einzeln stehende Blumen, welche einen sehr stachliegen Kelch haben. Die Wurzeln und die von den Stacheln befreiten Blätter der Mariendistel können genossen werden; auch waren Wurzel, Kraut und Samen ehedem in den Apotheken gebräuchlich.

(Aus: Populäre Botanik, oder, Fassliche Anleitung zur Kenntnis der Gewächse von Christian Ferdinand Hochstetter aus dem Jahr 1831)

Gänseblümchen

Bild von Leo Michels
Das Gänseblümchen gehört zur Familie der Korbblütler. Es blüht fast das ganze Jahr, vom Februar bis November. Andere Namen: Maßliebchen, Marienblümchen, Liebesblume, Rupfblume, Sonnenbraut, Tausendschönchen, Magdalenenkraut. Folgende Heilwirkungen werden dem Gänseblümchen zugeschrieben: stopfend, schmerzstillend, entzündungshemmend, schleimlösend, harntreibend, blutstillend und blutreinigend, wundheilend, gewebefestigend.

In der Symbolik bedeutet es unbändige Kraft trotz Kleinwüchsichkeit, Beständigkeit, kindliche Unschuld, Reinheit, Bescheidenheit, Leid, mütterliche, ritterliche und beständige Liebe.

Die Blumensprache sagt: "Meine Gefühle sind nicht zu erschüttern." - "Ich setze auf Zeit."

Und was sagt die Literatur der Zeit, in der die Blumensprache Hochkonjunktur hatte?

Auszug aus einem Buch aus dem Jahre 1834 mit dem Titel: Bildungsbibliothek für Teutschlands Töchter von einer Gesellschaft Gelehrter in 6 Bänden. Der zweite Band enthält die "Blumensprache"

Gänseblümchen, Marienblümchem Osterblümchen, Maasliebchen, Tausendschön.

Bild der Sanftmuth, freudig spielender Jugend, reiner, stiller, gemessener Freude, Bescheidenheit, Demuth und Liebe.

Dies Blümchen spricht:
Mußt nicht an mir vorübergehn,
O lern' mein still Gemüt verstehn!

Seid mir gegrüßt, Maasliebchen.
ihr glänzet im Grase, wie Sönnchen,
zahllos; o sehet, auch euch kleidet
und weidet der Herr!

Ein Blümchen verachtet und klein,
Soll mir das Große entfalten;
Hab werth es immer gehalten,
Wird stets das Liebste mir sein.

Vom Anger verpflanz' ich mit Fleiß
Es in den gedeihlichen Garten,
und kann ich ein Jährchen nur warten.
Dann blüht mir sein Sternchen so weiß,

und zart um des Sternchens Rand.
In traulich umschlingenden Bogen.
Hat sich noch ein Kränzchen gezogen
Im sorgsam veredelten Land.

Drauf heb' ich behutsam es aus
Von neuem pflanz' ich es wieder;
Sinkt auch sein Leben darnieder,
Keimts doch bald von innen heraus.

So üb' ich es Jahr um Jahr.
In jeglichem füllt sich die Krone;
Ich nehme viel Freude zum Lohne,
Es schützend vor jeder Gefahr.

Zum lieblichen Tausendschön
Hat sich das Blümchen gestaltet,
Das Herrliche hat sich entfaltet,
Ich kan's ohne Freude nicht sehn.

Von der Erde hinweg in das Grab
Legt Gott das irdische Leben.
Doch läßt er's ins Himmlische schweben
Drum fällt das Vergängliche ab.

Lebendiger ist's dort im Geist,
und seliger in dem Gemüthe,
und voller die himmlische Blüthe,
Die hohe Vollendung verheißt.

Doch immer weiter hinauf
Zu Gott in unendliche Fernen
Durch Miriaden von Sternen
Geht der geflügelte Lauf.

Mit sanfter Gewalt nimmt der Tod
Dem Engel das Leben vom Herzen,
Trägts unter entzükenden Schmerzen
In`s glänzende Morgenroth.

Und wie das Blümchen gedeiht,
Bepflanzt von Stelle zu Stelle,
So das Leben auf jeglicher Welle
Der fluthenden Ewigkeit.

Zu tausend Toden ersteht
und stirbt es zu ewigem Leben.
Die Blume hat Deutung gegeben
Dem Sinn'. der zu deuten versteht.

Gabriel Eith (alte Schreibweise wurde beibehalten)