Dienstag, 29. Januar 2013

Akelei

Akelei - Bild Leo Michels
Akelei gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Andere Namen für Akelei: Jovisblume, Marienhandschuh, Elfenhandschuh, Gotteshut, Taubenblume, Venuswagen.

Die Blütezeit ist von Mai bis Juli. Alle Pflanzenteile der Akelei wurden früher oft in der Medizin gebraucht. Akelei wirkt wundstillend, desinfizierend, beruhigend. 

In der Symbolik bedeutet Akelei Lebenskraft, Überwindung irdischer Begrenzung, umfassendes Heil, Triumph, Erlösung, Dreieinigkeit, Lobpreis Gottes. 

In der Blumensprache sagt Akelei: Kühn und entschlossen, nicht feige und schüchtern muss der Mann sein, den ich lieben soll. Ein junger und kühner Mann ist mir lieber, als ein feiger und reicher.

Adonisröschen - Anemone

Im Jahr 1843 erschien ein Buch von Franz Tauber mit dem Titel "Blumen-Sprache entwickelt in kleinen Erzählungen". Leider finde ich nirgendwo eine Biographie dieses Schriftstellers. Ich möchte trotzdem einen kleinen Ausschnitt seiner Erzählungen bringen. 

Adonisröschen - Bild von Leo Michels

Adonis-Auge

Mädchen-Ehre ist geschliffener Stahl! Ein Hauch und er erblindet. Des Morgens frischer Hauch belebte die Natur und die ländliche Stille unterbrach noch sein Laut. Da war Frau von Thalberg mit ihrer geliebten Tochter Amalie in den an ihren ländlichen Wohnsitz traulich anstoßenden Blumengarten gewandelt, um die Kühle des Morgens zu genießen - Und siehe! Sie schritten von einem Blumenbeete zum andern und bewunderten die Schönheit derselben, die Pracht der Blumen, die darin keimten, und den süßen balsamischen Duft, den sie allenthalben verbreiteten - hier die Rosen, dort die Nelken, hier die Jasmin, dort die Aurikel. - Aber indem sie entzückt von einem Beete zum andern wandelten und mit wohlgefälligem Bilde den Flor derselben betrachteten, siehe, da kamen sie auch zu einem, wo das Adonis-Auge in holder Gestalt blühte und den Blick der Erstaunten auf sich zog und lieblich zu gemüthlicher Betrachtung lud. - Kennst du dieses Blümchen und seine Bedeutung, weißt du sie?  Und Amalie antwortete in kindlich herzlichem Tone: "Naja, liebe Mutter." Da sprach die Letztere mit zärtlichen Worten: Siehe! es ist das Adonis-Auge. Betrachte es nur mit liebreichem Blicke; denn seine Bedeutung ist so schön, so sinnig, so beachtenswerth. Mädchenehre sagt es, dir zuflüsternd, ist geschliffener Stahl! Ein Hauch und er erblindet.

Anemone nemorosa Busch-Windröschen
Bild von Leo Michels
Diese herzliche und mütterliche Rede machte tiefen Eindruck auf Amaliens Herz. So oft sie, von dieser Zeit an, an der Seite der treuliebenden Mutter den blumenreichen, von artigen Gebüschen umschatteten Garten besuchte, war das Adonis-Auge eine er ersten Blumen, welcher Amalie ihre Aufmerksamkeit schenkte und auf der ihr Blick vorzugsweise ruhte. Auch strebte sie nach Kräften, das stets vor Augen zu haben, was des Blümchens sinnige Bedeutung sagt; und so wurde sie die Freude und der Stolz ihrer Eltern und die Bewunderung der übrigen Welt.
(Franz Tauber - Blumen - Sprache in kleinen Erzählungen)
(Die Schreibweise wurde beibehalten)

Ob bei der Beschreibung der Blume die Anemone oder das Adonisröschen gemeint war, konnte ich leider nicht feststellen. Ich vermute, dass das Adonisröschen beschrieben wurde. Auch die Sprache, die Art und Weise der Beschreibung trifft wohl eher nicht mehr den heutigen Geschmack. Allerdings sagt es doch einiges aus über den Bezug der Menschen der damaligen Zeit zu der Natur und den Pflanzen. Das Sommer Adonisröschen war die Blume des Jahres 1984. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni.

Lavendel

Bild von Leo Michels
Lavendel (Lavendula angustifolia) ist aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken. Hier wird Lavendel häufig zwischen Rosen gepflanzt. Es soll Rosen vor Blattlausbefall schützen.

Lavendel gehört zu den Lippenblütengewächsen.

Andere Namen sind Hirnkraut, Schwindelkraut, Spiker, Zitterblume.

Die Blütezeit des Lavendel ist von Juli bis August.

Lavendel hat auch Heilwirkungen. Es wirkt harn- und windtreibend, entgiftend, krampflösend, wundheilend, beruhigend, magen- und herzstärkend, stimulierend.

In der Symbolik bedeutet Lavendel Schutz und Abwehr hindernder Einflüsse, Keuschheit, Unversehrtheit, Reinheit, Demut, Stille.

Die Blumensprache sagt: "Du sprichst in Rätseln." Eine andere Quelle sagt: "Danke für das Überschickte."

Bilder aus der Provence mit großen Lavendelfeldern lassen den herrlichen Duft erahnen, die von der Lavendelblüte ausgehen.

Eine Redewendung besagt: "Was Rosmarin für den Geist, ist Lavendel für die Seele."

Gedichte

Der Jungfernkranz 

Wir winden dir den Jungfernkranz
Mit veilchenblauer Seide;
Wir führen dich zu Spiel und Tanz,
Zu Glück und Liebesfreude!
Schöner grüner,
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Lavendel, Myrt´und Tymian,
Das wächst in meinem Garten;
Wie lang bleib doch der Freiersmann?
Ich kann es kaum erwarten.
Schöner grüner
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Sie hat gesponnen sieben Jahr
Den gold´nen Flachs am Rocken;
Die Schleier sind wie Spinnweb´klar,
Und grün der Kranz der Locken.
Schöner grüner,
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Und als der schmucke Freier kam,
War´n sieben Jahr verronnen:
Und weil sie der Herzliebste nahm,
Hat sie den Kranz gewonnen.
Schöner grüner,
Schöner grüner Jungfernkranz!
Veilchenblaue Seide!

Johann Friedrich Kind

Klee

Bild von Leo Michels
Der Klee (Trifolium pratense) gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler. Er gilt als Symbol für Dreifaltigkeit, Lebenskraft, Glück, Liebeszauber, Hellsichtigkeit. 

Fast jeder kennt das vierblättrige Kleeblatt als Glücksbringer. Mittlerweile werden schon Pflanzen gezüchtet, die man in kleinen Töpfen zum Verschenken in Läden kaufen kann.

Aus dem Büchlein der Charlotte de Latour:

Nicht fern von jenem See, in dessen Silberfläche sich der wolkenlose Himmel spiegelt, erheben Gewächse, so weiß wie frisch gefallener Schnee; nur ein schlichter Rosenschimmer färbt die Spitzen dieser hübschen Blumen, 

Bild von Leo Michels
und ein Büschel der allerfeinsten Fasern von dem blendendsten Weiß ragt aus dem alabasternen Kelchen hervor. 

Wer vermag es aber, das Reizende dieser Pflanze ganz zu beschreiben? Am schönsten nehmen sie sich aus, wenn sie sich sanft am Ufer eines Gewässers wiegen, und diesem gleichsam mehr Durchsichtigkeit und Frische geben. 

Der Klee blüht nicht in stürmischen Wettern; er braucht Ruhe, um sich zu entfalten, aber diese Ruhe, die er bedarf, scheint er auch um sich zu verbreiten.

Gedichte

Das vierblättrige Kleeblatt

Dort auf der grünen Wiesenflur
Hocken Fritz und Linchen:
Und hat der Klee drei Blätter nur,
So kriegt ihn das Kaninchen;

Doch trägt der Klee den Sonntagshut
Mit den vier Blätter-Ecken,
Bin ich ihm noch einmal so gut,
Will sorgsam ihn verstecken!

Ach, fänd ich nur ein einzig Stück,
Na, das ist doch wohl wenig!
Dann hätten wir das größte Glück
Und würden morgen König!

Du lieber, süßer, grüner Klee,
Hast wirklich deine Mucken:
Eh' ich heut so ein Vierblatt seh,
Da kann ich lange gucken!

Dort steht ein Stiel und da ein Stiel
O weh mein armer Rücken!
Er muss sich heute gar zu viel
Vergebens nach dir bücken!

Und denkst du, garst'ges Kleeblatt du.
Ich sei dein dummer Junge?!
Wenn du nicht willst, ei nun, wozu
Hab ich denn meine Zunge?!

Leck ich auch nur ein bisserl dran,
So hat dein Hut vier Spitzen!
Das vierte Blatt, das kleb ich dran-
Bis morgen wird's schon sitzen!

Richard Schmidt-Cabanis


Die Zaunranke und der Klee 

Zum Klee die Zaunranke sprach:
Nachbar, komm mir doch nach!
Stiegen wir doch zugleich aus den Schollen,
Warum hast du nicht mit mir wollen?

Lächelnd erwiedert der Klee:
Darfst auf die stattliche Höh
Eben so trotzig nicht pochen;
Ich stehe, du bist gekrochen.

Ernst Moritz Arndt

Montag, 28. Januar 2013

Der Mandelbaum

Bild von Leo Michels

Mandelbaum (Prunus dulcis) - Rosaceae (Rosengewächse)

Er ist Symbol für Wachsamkeit, Hoffnung, Eile und Hast, Wiedergeburt, Verkündigung, Fruchtbarkeit, Weg des Herzens.

Weitere Namen: almond, amandie, Nuxgracca, Amygdala, Luz

Eine Redewendung: "Wer eine süße Mandel essen will, muss die harte Schale zerbrechen."

Die Blumensprache sagt: "Schon früh entfaltest du himmlische Reize."

Aus dem Büchlein der Charlotte de Latour:

Der Mandelbaum - Unbesonnenheit, Unbedachtsamkeit
Als ein Symbol der Unbesonnenheit, folgt der Mandelbaum zuerst dem Rufe des Frühlings. Kein Baum ist so frisch und so freundlich, als dieser, wenn er in den ersten Tagen des Märzes schon mitten in den noch blätterlosen Gärten, mit Blüthen bedeckt, sich zeigt.

Nachtfröste zerstören oft die zu frühzeitigen Keime seiner Frucht; aber es ist eine sonderbare Erscheinung, daß ein solcher Frost seine Blüthen nicht welk macht, sondern sie vielmehr noch in schönerem Glanze strahlen. Eine Reihe Mandelbäume, von dem kalten Reife der vergangenen Nacht weiß gefärbt, erscheint den Tag darauf in rosenrothen Blüthen, und erst nach einem Monate, wenn der ganze Baum schon in der Fülle seiner grünen Blätter steht, fallen sie zur Erde.

Nach einem Mythos hat der Mandelbaum seine Entstehung einem rührenden Ereignis zu danken. Demophron, der Sohn des Theseus und der Phädra, wurde, als er von der Belagerung Trojas zurückkehrte, durch einen Sturm an die Küste von Thracien verschlagen, das damals unter der Herrschaft der schönen Phyllis stand. Diese junge Königin nahm den Verunglückten sehr gastlich und liebreich auf; sie verliebte sich in ihn und machte ihn zu ihrem Gemahl.

Demophrons Vater starb und er mußte deshalb nach Athen zurückkehren. Bei'm Abschiede versprach er seiner Gemahlin, nach Verlauf eines Monats zurückzukehren, und bestimmte genau den Tag seiner Ankunft. Die zärtliche Gattin zählte, während seiner Abwesenheit, jede Minute mit Ungeduld. Endlich brach der sehnlichst erharrte Tag an. Phyllis eilte neunmal an's Ufer, aber kein Schiff ließ sich blicken. Da endlich alle Hoffnung, ihre Sehnsucht erfüllt zu sehen, und den Geliebten wieder in ihre Arme zu schließen, aus ihrem geängsteten Herzen schwand, ergriff sie ein so heftiger Schmerz, daß sie todt zur Erde sank. Sie wurde in einem Mandelbaum verwandelt. Nach drei Monaten fand sich Demophron wieder ein. Er war außer sich vor Gram und um die Manen seiner Geliebten zu sühnen, veranstaltete er ein großes Opfer an dem Ufer des Meers. Phyllis schien selbst noch unter der Rinde des Mandelbaums gerührt von dieser Reue des Wortbrüchigen und erfreut über seine Rückkehr, denn plötzlich standen seine Zweige in den schönsten Blüthen. Sie bewies dadurch, daß selbst der Tod ihre Gesinnungen und Gefühle nicht hatte ändern können.

Es wehet oft von Trauerweiden und Cypressen
Auf eines heißgeliebten Toten Grab,
Dem Trauernden der leise Trost herab:
"Ich werde dich auch jenseits nicht vergessen."

(Aus "Die Blumensprache oder Symbolik des Pflanzenreichs. Nach dem französischen der Frau Charlotte de Latour von Karl Müchler. Berlin 1820 - Die Schreibweise wurde beibehalten.)

Gedichte

Das Opfer des Frühlings

Sah ich je ein Blau, wie droben
Klar und voll den Himmel schmückt?
Nicht in Augen, sanft gehoben,
Nicht in Veilchen, still gebückt!
Leiser scheint der Fluß zu wallen
Unter seinem Widerschein,
Vögel schweigen, und vor allen
Dämmert meine Seele ein.

Doch, es gilt auch eine Feier!
Schaut den Lenz im Morgenglanz!
Hinter grauer Nebel Schleier
Flocht der Jüngling sich den Kranz.
Wenn sein Hauch, die Nebel teilend,
Ihn zu früh schon halb verriet,
Wich er scheu zurück, enteilend
In ein dunkleres Gebiet.

Dennoch stehn, ihn zu empfangen,
Seine Kinder schon bereit:
Rose mit den heißen Wangen,
Mandelbaum im weißen Kleid!
Veilchen, die des Sommers Brüten
Bald erstickt, sie harren auch,
Keusche Lorbeern selbst erglühten;
Denn sie alle traf sein Hauch.

Nun, mit fast verschämtem Lächeln,
Zieht er ein ins schöne Reich;
Ihm die glühnde Stirn zu fächeln,
Nahn die Morgenwinde gleich.
Doch, ihn selber kühlend, stehlen
Sie so viel der holden Glut,
Als, die Blumen, die noch fehlen
Zu erwecken nötig tut.

Flugs nun auf den leichten Schwingen
Eilen sie durch Hain und Tal,
Und vor ihren Küssen springen
Spröde Knospen ohne Zahl.
Jeder Busch, wie sie ihn streifen,
Wird zum bunten Blütenstrauß,
Und die Wurzeln, die noch steifen,
Treiben erstes Grün heraus.

Doch nun löst sich, alle Farben
Zu erhöhn und allen Duft,
Das verschluckte Licht in Garben
Reinen Goldes aus der Luft.
Sind das Strahlen? Sind das Sterne,
Die der Tag in Flammen schmolz?
Alles funkelt, nah und ferne,
Berg und Wald, ja Stein und Holz!

Horcht! Vor diesem Glanze fahren
Auch die Vögel aus dem Traum,
Drin sie still versunken waren,
Wieder auf im blauen Raum;
Aber dick und rauchend steigen
Wolken heißen Dufts empor,
Und nun fällt ins dumpfe Schweigen
Neu betäubt zurück ihr Chor.

Fürder, immer fürder schreitend,
Kommt der Jüngling an den Fluß,
Der, sich rings ins Land verbreitend,
Alles tränkt, was trinken muß.
Aber heute möge dürsten,
Was da will, er hält sich an
Und versucht, ob er den Fürsten
Durch sein Bild nicht fesseln kann.

Denn, wenn dieser, süß betroffen,
Hier sich selbst im Spiegel schaut,
Krönt sein Blick das leise Hoffen,
Dem die Welle still vertraut;
Sei er noch so schnell und flüchtig,
Jene Lilie wird geweckt,
Die, wie keine, keusch und züchtig,
Sich in ihren Schoß versteckt.

Und wie sollte er nicht säumen?
Sieht er denn sich selber nur?
Nicht zugleich, die seinen Träumen
Leben gab, die blühnde Flur?
Wenn’s ihn auch vorüber triebe
An der eignen Huldgestalt,
Fesselte ihn doch die Liebe
An die Braut mit Allgewalt.

Ach, er zögert wonnetrunken!
Aber lange bleibt er nicht
In den süßen Rausch versunken,
Nein, er wendet das Gesicht!
Denn ihm sagt ein innres Stocken,
Daß die Götter neidisch sind,
Und ihm deucht, mit seinen Locken
Spiele schon ein andrer Wind.

Da beschleicht ihn dumpfe Trauer,
Ihm erlischt der Wange Rot,
Und ihn mahnt ein kalter Schauer
An den Tod, den frühen Tod;
Doch, von dem durchzuckt, entzittert,
Wie von selbst, sein Kranz dem Haar,
Der die Ew’gen ihm erbittert,
Und sein Fuß zertritt ihn gar.

Plötzlich Stille jetzt! Die Winde
Ruhn, wie auf ein Zauberwort,
Doch in jedem Frühlingskinde
Bebt der Todesschauer fort,
Und ein hast’ger Blüten-Regen
Macht das duft’ge Opfer voll,
Das verhaltnen Fluch in Segen,
Haß in Liebe wandeln soll.

Aber nun den stolzen Wipfel
Jeder Baum zur Erde neigt,
Nun auf hohem Berges-Gipfel
Selbst der Kühnste Demut zeigt,
Nun erhebt der Jüngling wieder
Sanft das Haupt, das er gesenkt,
Und ein Ölblatt säuselt nieder,
Das versöhnt der Neid ihm schenkt.

Friedrich Hebbel