Dahlie - Bild Leo Michels |
Die Blumensprache sagt:
- Was wäre ohne deine Liebe mir das Leben!
- Deine Eigenschaften erregen Achtung und Bewunderung.
- Kann denn nichts, du holde Schöne, den stolzen Sinn dir beugen?
Georgine
Sei nicht stolz!
Lerne von der Georgine
Widersteh'n dem stolzen Sinne.
Im prachtvollen bunten Gewande auf erhabenem Stiele erhebt sich die Georgine, das Bild des Stolzes, der auch hoffärtig und aufgeblasen äusserlich zu glänzen sucht, um seine innere Leere zu verhüllen. Die Georgine ist geruchlos; auch der Stolz zieht durch Nichts an, im Gegentheil schreckt er alle ab und wird denen zum Ekel, die sich ihm nahen. Das Christenthum lehrt, daß wir aus uns nichts, sondern Alles von Gott haben, daß wir ohne ihn nichts können, nichts wissen, nichts sind; auf was sollst du daher stolz sein? Der Hochmuth ist ebenso thöricht, als lächerlich und bei einem stolzen Menschen erinnert man sich leicht an jenen Ausspruch des hl. Kassian: Was nützt es dem Esel, wenn er auch eine Purpurdecke trägt, er bleibt dennoch ein Esel. Meide den Stolz und denke an den Tod, denke an dein Sündenelend, denke an die Demuth deines leidenden Heilandes. Wenn solch' eine Arznei den Stolz, nicht heilt, sagt der hl. Augustin, dann weiß ich nicht, was denselben noch heilen könnte.
Vor Dem, der am gekreuzten Holz
Für uns verging in Todeswehen,
Da muß dem Christen aller Stolz
Und jede Hoffart schnell vergehen!
Drum Stolzer schau in diesen Spiegel
Da lernest du die Demuth gleich,
Sie ist der Auserwählung Siegel,
Der Schlüssel zu dem Himmelreich.
Quelle: Die Blumensprache in christlicher Deutung, Ludwig Gemminger, 1866