Donnerstag, 4. Februar 2010

Binse

Flatter-Binse
Bild von Leo Michels
Symbol für Bescheidenheit, Demut, Schwäche, Hinfälligkeit, Unbeständigkeit.
Das Schwanken der Binse, bzw. ihre Instabilität werden mit negativen menschlichen Charakterzügen zusammengebracht. Die Binse gibt keinen Halt, wenn man nach ihr greift. Im Christentum war die Binse lange ein Symbol der Unzuverlässigkeit. Auch wird gesagt, dass Hexen und Alien sie benutzten bei ihren nächtlichen Ritten.







Viele Redewendungen sind mit der Binse verbunden:
  • Knoten an der Binse suchen
  • Binsen knicken vom Atem, Eichen brauchen Sturm
  • Er läßt den Kopf wie eine Binse hängen
  • Das geht in die Binsen
  • Binsenweisheit
  • Kinder der Binsen
Wer Knoten an der Binse sucht, versucht Schwierigkeiten zu finden, wo keine sind. Von allen Gräsern unterscheidet sich die Binse gerade deshalb, weil sie keine Knoten hat. Es macht sie für viele Flechtarbeiten ideal. Die Binsenweisheit ist eine Weisheit, die jeder kennt und die folglich keine ist. FIESCO sagt in Drama Die Verschwörung des Fiesco zu Genua von Friedrich Schiller: "Zenturione, Binsen mögen vom Atem knicken. Eichen wollen den Sturm. Ich frage, was Sie beschließen?". Das geht in die Binsen, bedeutet, dass etwas mit Sicherheit schief geht.

Etliche Sprichworte ud Symbole zeigen, dass die Binsen Europas als Erntepflanzen vor allem von armen Leuten dienten. Kinder der Binsen bezieht sich offenbar darauf, dass früh schon die Kinder armer Leute bei der Ernte der Binsen helfen mussten und so sich der Name einer ganzen Schicht prägte.

In den Binsen
Langsam und zagend folgt ich dir nach
In die rauschenden Binsen ...
Nickende Lilien standen am Bach
Zwischen den Wasserlinsen.
Und so sicher und stark dein Arm,
Rings ein seliges Raunen, -
Und die Sonne lockte so warm:
"Schlaf auf goldenen Daunen."

Näher und näher zum Teich heran,
Immer verstrickter die Loden ...
Und du lachtest mich sonnig an:
"Lug und Trug ist der Boden.
Zitternde Quellchen schon hier und dort
Aus verborgenen Gründen! -
Halte dich fest - gleich sind wir am Ort,
Wo wir die Lilien finden."

Meine Seele war ganz Vertrau'n,
Und mir sprühten die Wangen ...
Ach, ich wäre durch Nacht und Grau'n
Gläubig mit dir gegangen.
Sonder Furcht vor dem schwankenden Rain,
Vor den tückischen Bronnen, -
Immer dir nach in die Binsen hinein
Ganz verträumt und versonnen.

Drüben sah ich in silbernem Flor
Sich die Binsen erhellen, -
Eine Natter züngelt empor,
Höher sprühen die Quellen,
Weicher der Grund ... Dir nach, dir nach!
Hielt mich ein Zauber gebunden?
Aber die nickenden Lilien am Bach
Haben wir nicht gefunden.
Hedwig Dransfold (1871-1925)

Mittwoch, 3. Februar 2010

Baldrian

Foto von Leo Michels
Symbol für Abwehr von Hexen und Teufeln und des Bösen allgemein.

Weitere Namen: Katzenkraut, Hexenkraut, Balderbusch, Wielandswurzel

Otto Brunfelds  schreibt in seiner Kräuterkunde 1530 über destillierten Baldrian: macht holdtselig, eyns und friedsam, wo zwei des Wasser drinken. Im Mittelalter riet ein geheimes Liebesrezept: Nimm Baldrian in den Mund und küsse die, die du haben willst, sie wird dir gleich in Liebe gehören. Das Kraut galt immer als Hexen und Teufel abwehrend, als gut gegen alles Böse. Die stark entspannende Wirkung macht Baldrian heute noch zu einem Volksheilmittel gegen Krankheiten, vor allem psychisch bedingte. Für Katzen wirkt Baldrian wie ein Aphroisiakum. Daher kommt auch der Volksname Katzenkraut.

Die Blumensprache sagt: "Ich werde dich beschützen."

Baldrian wird auch häufig in Teemischungen verwendet, z.B. bei Verdauungsbeschwerden und Schlafstörungen.

Wenn die Natur nicht so wäre, wie sie ist,
wenn wir Baldrian und Wohlgemut,
Ehrenpreis und Augentrost,
und alle Pflanzen im Feld und Wald,
die uns in gesunden und kranken Tagen
zu mancherlei Zwecken nützlich sind,
selber aussäen, warten und pflegen müßten,
wie würden wir alsdann erst klagen
über des viel bedürftigen Lebens Mühe und Sorgen!;
Hebel, Johann Peter (1760-1826)

Montag, 1. Februar 2010

Anemone

Symbol für Erwartung und Hoffnung, Enttäuschung und Vergänglichkeit, Passion Christi, Blut der Heiligen. Die Anemone wird auch Buschwindröschen, windflower, granny's nightcup, Geißemaie, Adonisblut oder Blutstropfen Christi genannt.

Kurz nach der Schneeschmelze können wir auf Wiesen und in Wäldern Teppiche aus Anemonen bestaunen. Erste Frühlingsblumen öffnen unser Herz und lösen starke Gefühle aus. Sie erzeugen Hoffnung und Liebe. Starke Kräfte scheinen in ihnen zu wohnen. Gleichzeitig symbolisiert die kurze Blütezeit der Anomone die Vergänglichkeit alles Schönen.

Der Name stammt aus dem griechischen anemos = Wind. Venus soll sie mit dem Blut von Adonis rot gefärbt haben, der Wind trägt die Blütenblätter und Samen der Anemone mit sich.

Es gibt Anemonen in vielen Formen und Farben. Die meisten Anemonen enthalten den Giftstoff Anemonol. Früher galt dieses als Zauberkraut. Zusammen mit dem Inhaltsstoff Anemonin kann es schwere Darmentzündungen hervorrufen. Nur Ziegen macht es offenbar nichts aus und die Anemone wird daher im Schweizer Volksmund auch Geißenmaie genannt.

Schenkt man Anemonen, bedeutet dies etwa: Entflamme mit deiner Eifersucht nicht meinen Zorn. Auch bedeuten Anemonen Ergebung und Mißtrauen. In England bedeuten Anemonen Verzicht, in USA Zartheit.

Anemonen

Christian Wagner (1835 - 1918)

Wie die Frauen
Zions wohl dereinst beim matten Grauen
Jenes Trauertags beisammen standen,
Worte nicht mehr, nur noch Tränen fanden;

So noch heute,
Stehen als in ferne Zeit verstreute
Bleiche Zionstöchter, Anemonen,
In des Nordens winterlichen Zonen.

Vom Gewimmel
Dichter Flocken ist er trüb der Himmel;
Traurig stehen sie, die Köpfchen hängend,
Und in Gruppen sich zusammendrängend.

Also einsam,
Zehn und zwölfe hier so leidgemeinsam,
Da und dort verstreut auf grauer Oede,
Weiße Tüchlein aufgebunden Jede.

Also trauernd,
Innerlich vor Frost zusammenschauernd,
Stehn alljährlich sie als Klagebildnis
In des winterlichen Waldes Wildnis.

Montag, 3. August 2009

Maientau von Ludwig Uhland

Maientau

Auf den Wald und auf die Wiese,
Mit dem ersten Morgengrau,
Träuft ein Quell vom Paradiese,
Leiser, frischer Maientau;
Was den Mai zum Heiligtume
Jeder süßen Wonne schafft,
Schmelz der Blätter, Glanz der Blume,
Würz' und Duft, ist seine Kraft.

Wenn den Tau die Muschel trinket,
Wird in ihr ein Perlenstrauß;
Wenn er in den Eichstamm sinket,
Werden Honigbienen draus;
Wenn der Vogel auf dem Reise
Kaum damit den Schnabel netzt,
Lernet er die helle Weise,
Die den ersten Wald ergetzt.

Mit dem Tau der Maienglocken
Wascht die Jungfrau ihr Gesicht,
Badet sie die goldnen Locken,
Und sie glänzt von Himmelslicht;
Selbst ein Auge, rot geweinet,
Labt sich mit den Tropfen gern,
Bis ihm freundlich niederscheinet,
Taugetränkt, der Morgenstern.

Sink denn auch auf mich hernieder,
Balsam du für jeden Schmerz!
Netz' auch mir die Augenlider!
Tränke mir mein dürstend Herz!
Gib mir Jugend, Sangeswonne,
Himmlischer Gebilde Schau,
Stärke mir den Blick zur Sonne,
Leiser, frischer Maientau!

Ludwig Uhland (1787 - 1862)

Blumen von Ludwig Tieck

Blumen

Blumen sind uns nah befreundet,
Pflanzen unserm Blut verwandt,
Und sie werden angefeindet,
Und wir tun so unbekannt.

Unser Kopf lenkt sich zum Denken
Und die Blume nach dem Licht,
Und wenn Nacht und Tau einbricht
Sieht man sich die Blätter senken.
Wie der Mensch zum Schlaf' einnickt,
Schlummert sie in sich gebückt.

Schmetterlinge fahren nieder,
Summen hier und summen dort,
Summen ihre trägen Lieder,
Kommen her und schwirren fort.

Und wenn Morgenrot den Himmel säumt,
Wacht die Blum' und sagt, sie hat geträumt,
Weiß es nicht, dass voll von Schmetterlingen
Alle Blätter ihres Kopfes hingen.

Ludwig Tieck (1773-1853)